Angst und Depressionen: Jugendliche im Saarland sind durch Krisen stark belastet
Erst die Corona-Krise, dann der Krieg in der Ukraine und immer allgegenwärtig: der Klimawandel. Es sind Bedrohungen wie diese, die die Jugend nicht nur junger Saarländerinnen und Saarländer prägen. Das hat ernsthafte Konsequenzen auf deren Psyche, bestätigen erste Ergebnisse einer Studie der Universität des Saarlandes.
Eine unbeschwerte Jugend scheint angesichts der vielen Krisen der vergangenen Jahre kaum mehr möglich. Die Corona-Pandemie, der Krieg in der Ukraine, die Energiekrise und darüber hinaus der Klimawandel – all das belastet junge Menschen im Saarland mitunter stark, wie erste Ergebnisse der "GUCK-Hin Studie" belegen.
Die Studie, die von der Arbeitseinheit Klinische Psychologie und Psychotherapie der Universität des Saarlandes durchgeführt wird, untersucht die Auswirkungen aktueller Krisen sowie individueller Belastungen auf die psychische Gesundheit von Jugendlichen.
Zukunftsängste, Depressionssymptome und verminderte Lebensqualität
Die bisherigen Ergebnisse geben dabei Anlass zur Sorge: Von mehr als 4000 saarländischen Schülerinnen und Schülern zwischen zehn und 18 Jahren berichtete mehr als die Hälfte über auffällige Angstsymptome, sie machten sich beispielsweise viele Gedanken über die Zukunft.
41 Prozent erklärten, sich oft niedergeschlagen, hoffnungslos oder schwermütig zu fühlen. Und 37 Prozent sprachen gar von einer verminderten Lebensqualität, sie fühlten sich häufig einsam oder empfänden weniger Spaß bei gemeinsamen Unternehmungen mit Freundinnen und Freunden.
Corona-Pandemie war besonders belastend für Jugendliche
Die Corona-Pandemie machte Jugendlichen dabei besonders zu schaffen, wie die Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapeutin und Leiterin der Studie, Tanja Michael, weiß. „Hier gaben 28 Prozent der befragten Jugendlichen an, äußerst belastet zu sein und 31 Prozent waren sehr belastet. Es folgten der Ukraine-Krieg und der Klimawandel."
Bezogen auf den Ukraine-Krieg erklärten fünf Prozent, äußerst belastet zu sein, 22 Prozent waren sehr belastet, der Klimawandel belastete zwei Prozent äußerst und 15 Prozent der Jugendlichen sehr.
„Wir konnten zeigen, dass pandemie- und klimabedingte Belastungen mit stärkeren Depressions- und Angstgefühlen sowie geringerer gesundheitsbezogener Lebensqualität verknüpft sind", erklärt Michael. Kriegsbedingte Belastungen dagegen gingen mit größerer Ängstlichkeit einher.
Maßnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit
Wichtig sei es nun, so Michael, den Jugendlichen dabei zu helfen, den durch die Krisen verursachten Stress zu bewältigen. „Ein wirksamer Schutzfaktor, der negative Auswirkungen der Krisenbelastungen abschwächen kann, sind sogenannte Selbstwirksamkeitsüberzeugungen: Darunter versteht man das Vertrauen, dass man Probleme, schwierige Situationen und anstrengende Aufgaben aus eigener Kraft lösen kann.“
Um die Widerstandsfähigkeit der Jugendlichen zu stärken, brauche es spezielle Maßnahmen auch an den Schulen. „Sie sind der Ort, in dem ein großer Teil des Lebens und die soziale Entwicklung von Jugendlichen in Deutschland stattfindet." Die Schulen müssten daher stärker in die Gesundheitsversorgung mit einbezogen werden.
Mehr zur GUCK-Hin Studie
Die GUCK-Hin Studie (kurz für Generation Ukraine-Krieg Covid-19 Klimawandel) ist nach eigenen Angaben eine der wenigen Studien, die die psychische Gesundheit von Jugendlichen in Deutschland auch über das Ende der Pandemie hinaus beobachtet.
„Es handelt sich um eine längsschnittliche Untersuchung mit drei Erhebungszeitpunkten: 2022, 2023 und 2024. Die erste Befragung fand im Zeitraum von Juni bis Oktober 2022 an 58 weiterführenden Schulen des Saarlandes in den Klassenstufen sieben bis neun statt“, erklärt Tanja Michael.
Über dieses Thema hat auch die SR 1-Sendung "Stand der Dinge" am 25.07.2023 berichtet.