Immer mehr Kinder im Saarland haben Motorik- und Sprachprobleme

Die Zahl von Kindern mit Sprach- oder Bewegungsdefiziten ist im Saarland in den vergangenen Jahren drastisch angestiegen. Zu diesem Ergebnis kommt die Barmer-Krankenkasse in ihrem aktuellen "Kinderatlas".

Vor knapp 20 Jahren noch lag der Anteil an sprachgestörten Kindern im Saarland bei rund sechs Prozent, 2023 waren es mehr als doppelt so viele. Laut Barmer stellten Ärzte im Saarland voriges Jahr 8200 medizinische Diagnosen wegen Sprachentwicklungsstörungen bei Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren. Dazu gehören Lispeln, Stottern, Lallen oder Konsonantenverschiebungen.   

Die gleiche Tendenz zeigen Untersuchungen zur Beweglichkeit: Rund 2800 der sechs- bis zwölfjährigen Saarländer können keinen Purzelbaum oder Hampelmann.

Saar-Kinderarzt Brixius rät zu weniger Bildschirmzeit

Benedikt Brixius, Sprecher des Verbandes der Kinder- und Jugendärzte im Saarland, hat ähnliche Beobachtungen gemacht. "Es ist tatsächlich so, dass sowohl im sprachlichen Bereich (...) Defizite immer weiter hervortreten, dass wir immer mehr Sprachtherapien ansetzen müssen." Doch auch "ganz banale Sachen" im motorischen Bereich – etwa auf einem Bein zu hüpfen oder mit dem Zeigefinger an die Nase zu tippen – würden immer schlechter umgesetzt.

Kinderarzt empfiehlt "bildschirmfrei bis drei Jahre"

Brixius macht die wachsende Bildschirmzeit bei Kindern verantwortlich für die Defizite bei der Sprachentwicklung – früher hätten Kinder in der Regel mit Bilderbüchern in den Wartezimmern gesessen, heute würden sie mit Videos auf dem Smartphone oder Tablet abgelenkt. "Das ist ein großes Problem", so Brixius.

Brixius appelliert an die Eltern, den Zugang zu digitalen Medien deutlich einzuschränken und stattdessen gemeinsam mit den Kindern zu lesen oder mehr Ausflüge im Freien zu unternehmen, um die Bewegung zu fördern. Idealerweise sollten digitale Medien bei Kindern bis drei Jahren überhaupt keine Rolle spielen, sagt Brixius.

Krankenkasse fordert Eltern zum Handeln auf

Auch die Landesgeschäftsführerin der Barmer, Dunja Kleis, sieht in den Ergebnissen des "Kinderatlas" eine alarmierende Entwicklung. Sprachentwicklungsstörungen wirkten sich negativ auf die Lesefähigkeit aus und seien hinderlich in menschlichen Beziehungen.

Bewegungsmangel sei ursächlich für die motorische Inkompetenz bei Kindern. Die benötigten aber Beweglichkeit und Geschicklichkeit, um Alltag und Schule zu meistern. Kleis appelliert an Eltern, regelmäßig mit ihren Kindern zu kommunizieren und sie zu ausreichend Bewegung zu animieren.

Über dieses Thema hat auch die SR info Rundschau am 10.10.2024 berichtet.

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