Start der elektronischen Patientenakte – gespaltene Reaktionen aus dem Saarland
Die elektronische Patientenakte (ePA) geht heute bundesweit an den Start. Die saarländischen Krankenhäuser begrüßen die Einführung. Haus- und Fachärzte lehnen sie dagegen zum jetzigen Stand ab.
Der noch amtierende Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) bezeichnete den deutschlandweiten Start der elektronischen Patientenakte (ePA) als "Zeitenwende". "Patientinnen und Patienten bekommen endlich einen Überblick über ihre Daten und Befunde", sagte Lauterbach. Ärztinnen und Ärzte könnten mit der Patientenakte bessere Entscheidungen treffen.
Die Nutzung der ePA ist ab heute zunächst für die Ärztinnen und Ärzte sowie für Apotheken und Krankenhäuser freiwillig. Ab dem 1. Oktober soll sie dann verpflichtend werden.
Versicherte können der Nutzung widersprechen
Für die Versicherten bleibt die Nutzung freiwillig. Sie können ihr widersprechen – sowohl generell als auch für bestimmte Anwendungen oder Nutzungsrechte. Ohne aktiven Widerspruch erfolgt die Einführung allerdings automatisch.
Lauterbach sagte, bislang hätten etwa fünf Prozent der Versicherten von ihrem Widerspruchsrecht Gebrauch gemacht.
Zuletzt immer wieder Kritik an der ePA
In der Vergangenheit hatte es immer wieder Kritik und Bedenken im Hinblick auf die Datensicherheit der ePA gegeben.
Insbesondere Haus- und Fachärzte im Saarland lehnen die ePA auch nach jetzigem Stand ab. In seiner Augenarzt-Praxis werde er die ePA keinesfalls einsetzen, betont etwa der Sprecher des Facharzt-Forums, Markus Strauß. Der Datenschutz sei löchrig und die Tatsache, dass Patientinnen und Patienten selbst Daten eingeben und löschen können, mache die elektronische Patientenakte zu einem unzuverlässigen Instrument.
Er geht davon aus, dass nur ein Bruchteil seiner Facharztkollegen im Saarland die ePA ab heute nutzen.
Hausärzteverband hofft auf Verbesserungen
Ähnlich argumentiert der Hausarztverband. Dessen Sprecher Michal Kulas glaubt, dass zwar bis 1. Oktober dieses Jahres alle Arztpraxen ans Zentralregister angeschlossen sein werden und damit, wie gesetzlich gefordert, technisch in der Lage sein werden, die ePA zu befüllen.
Allerdings erhofft er sich bis dahin noch einiges an Sicherheitsvorkehrungen zusätzlich. So wie sie jetzt dastehe, sei die ePA keine zuverlässige Arbeitsgrundlage.
Krankenhausgesellschaft findet ePA sinnvoll
Der Geschäftsführer der Saarländischen Krankenhausgesellschaft, Thomas Jakobs, findet dagegen, dass die ePA für den Krankenhausbereich sehr sinnvoll ist, wenn sie von allen Seiten richtig eingesetzt wird. Dann könnten aufnehmende Kliniken gleich sehen, welche Medikamente der Patient benötigt und ob er Vorerkrankungen mitbringt. Das sei im Klinikalltag sehr hilfreich.
Wie viele Krankenhäuser im Saarland die ePA ab heute schon nutzen, könne er aber nicht sagen. Dazu gebe es keine Rückmeldungen.
Über dieses Thema haben auch die SR info-Nachrichten im Radio am 29.04.2025 berichtet.