100 Jahre Kraftwerk Fenne – Von Kohle zu Wasserstoff
Dass eine verlässliche Strom- und Wärmeversorgung nicht in Stein gemeißelt ist, wurde durch Russlands Angriffskrieg in der Ukraine deutlich. Ein Rückgrat der saarländischen Energieversorgung ist das Kraftwerk Fenne. Dessen 100-jähriges Jubiläum wurde am Samstag gefeiert.
Die Maschinenhalle ist das historische Herzstück des Kraftwerks Völklingen-Fenne. Vor 100 Jahren, sechs Jahre nach Ende des Ersten Weltkrieges, wurde genau hier mit Kohle aus dem benachbarten Bergwerk Luisenthal Strom produziert – 1924 allerdings noch nicht für Privathaushalte, sondern zur Elektrifizierung von Industrie und Bergbau.
Energieproduktion im Wandel
Kohle wurde in Fenne ab Ende der 1960er Jahre in bis zu drei Blöcken verfeuert. Ab 1982 war es ein Modellkraftwerk, das neben Strom auch Fernwärme herstellte.
Heute werden am Standort mit Erd- und Grubengas Strom und Fernwärme produziert. In vier Jahren soll auf der benachbarten grünen Wiese der HydroHub entstehen – eine Wassserstofffabrik.
Grüne Energie
„Der HydroHub soll hier am Kraftwerksstandort Fenne im Rahmen der Sektorenkopplung, also der Verknüpfung mehrerer Sektoren von der Wärme zur Stromerzeugung, zur Nutzung des Wasserstoffs als Gas, eben der Keim an diesem Standort sein, um die Transformation einzuleiten“, erklärt Patrick Staudt, bei Iqony Gesamtprojektleiter für den HydroHub Fenne.
Dieser solle dann aus erneuerbarem Strom und aus Wasser Wasserstoff erzeugen. „Auch Sauerstoff und Wärme als Nebenprodukte sollen genutzt werden.“
Ziel sind jährlich 5000 bis 6000 Tonnen grüner Wasserstoff. Ein möglicher Abnehmer könnte die Stahlindustrie sein. Frühestens in vier Jahren, Ende 2028, könnte die Produktion beginnen.
150 Millionen Euro soll die Fabrik kosten, gefördert mit 102 Milllionen Euro von Bund und Land. Die endgültige Entscheidung über das Projekt soll um den Jahreswechsel herum fallen. Zunächst müssten alle Verträge mit den Abnehmern fixiert werden, so Staudt.
Lebendige Geschichte
In der Maschinenhalle trifft Historie auf moderne Technik: Die alte Original-Krananlage wird nach wie vor benutzt. „Ein weiterer Meilenstein war für mich ganz einfach, dass wir hier ins alte Maschinenhaus dann diese Grubengasanlage gebaut haben“, erinnert sich Andreas Detemple. „Das war damals Europas größte Grubengasanlage, die gebaut wurde. Die haben wir hier in den Standort praktisch reingebaut, in die alte, denkmalgeschützte Halle von 1920.“
Detemple ist Standortbetriebsrat in Fenne – und mit 45 Dienstjahren selbst ein Urgestein des Kraftwerks. In Spitzenzeiten arbeiteten dort rund 630 Mitarbeiter. Aktuell sind es nur noch 120.
Revival als Netzreserve – Zukunft Wasserstoff
Wegen des Krieges in der Ukraine und der damit verbundenen Energieknappheit wurde das Kohlekraftwerk bis Oktober 2023 nochmals hochgefahren. Momentan dient es als Netzreserve auf der energetischen Ersatzbank Deutschlands, ist aber systemrelevant. Das heißt, für Notfälle muss es bereitstehen – keine einfache Situation für den Betreiber und die Mitarbeitenden.
Dennoch schaut Kraftwerksleiter Christian Neu optimistisch in die Zukunft. „Die gesamte Transformation im Saarland, der Energiewirtschaft, des Stahls, basiert zukünftig auf Wasserstoff. Das heißt, wir werden infrastrukturell gut dort eingebunden sein. Wir machen jetzt den Übergang von 100 Jahre in die zweite Zenturie, verabschieden uns von der Steinkohle und werden dann mit dem Wasserstoff, hoffe ich, in eine prosperierende Zukunft fahren.“
Festakt zum 100. Jahrestag
Am Freitagabend fand zum 100. Geburtstag des Kraftwerks Fenne ein Festakt in der Kulturhalle Völklingen-Wehrden statt. Dabei wurde auch über die Zukunft des Standortes diskutiert.
Am Samstag gab es dann einen "Tag der offenen Tür" bei dem Besucher das Kraftwerk hautnah erleben konnten.
Über dieses Thema hat auch der aktuelle bericht vom 20.09.2024 berichtet.