Problem mit leerstehenden Schrottimmobilien
Es gibt sie in fast jeder saarländischen Stadt und Gemeinde: Schrottimmobilien - also Häuser, die zwar jemandem gehören, aber keinen interessieren. Die Kommunen können ihrem Verfall oft nur hilflos zuschauen.
Saarlandweit steht laut Hochrechnungen des statistischen Amtes Wohnraum für mehr als 100.000 Menschen leer. Die Gründe dafür sind vielfältig: Manchmal sind die Häuser in Besitz großer Erbengemeinschaften - und einzelne Mitglieder dieser Erbengemeinschaften wissen "oftmals gar nicht mehr richtig, was zu ihrem Vermögen gehört", sagt der 1. Beigeordnete der Stadt Blieskastel, Guido Freidinger. In anderen Fällen sind die Preisvorstellungen der Eigentümer zu hoch - die Häuser würden dann mehrere Jahre in Immobilienportalen vor sich hindümpeln, so Freidinger.
Kommunen können nur wenig ausrichten
Schrottimmobilien wirken sich auch auf das Umfeld aus. Sie ziehen zum Beispiel Ungeziefer an. Und wenn jemand ein Haus in der Nachbarschaft einer Problemimmobilie verkaufen will, bekommt er es nur schwer los. Freidinger geht auch davon aus, dass die hohe Leerstandsquote den Druck auf den Wohnungsmarkt erhöht. Je mehr Wohnungen wieder bewohnbar wären, desto größer wäre die Auswahl für Mieter. Und desto niedriger wären wohl auch die Preise, schätzt der Blieskasteler Beigeordnete.
Den Kommunen sind die Hände gebunden. Es sei unmöglich, "bei Schrottimmobilien mehr Druck auf die Eigentümer ausüben zu können, um Abrissverfügungen zu realisieren", erklärte der Illinger Bürgermeister Armin König im Rahmen einer SR-Umfrage unter allen saarländischen Kommunen. Jeder Hausbesitzer in Deutschland hat das Recht, seinen Besitz kaputt gehen zu lassen. Zwangsverkauf oder Zwangssanierung gibt es nicht.
Land kündigt Förderprogramm an
Bleibt den Kommunen noch die Möglichkeit, selbst Geld in die Hand zu nehmen und zu versuchen, Schrottimmobilien aufzukaufen, abzureißen und das Baugrundstück neu zu vermarkten. Dafür soll es nun auch Unterstützung vom Land geben. Das Innenministerium hat ein Förderprogramm angekündigt. Bis zu 40.000 Euro sollen Gemeinden in Zukunft für den Ankauf und Abriss von Problemimmobilien beantragen können.
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„Wem gehört das Saarland?“ ist eine Kooperation von SR und Correctiv und Teil einer Recherche-Serie für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt.