Chris und Silke Histel durchsuchen die Immobilienanzeigen. Sie wollen ein Haus kaufen - keine einfache Sache. (Foto: Patrick Wiermer)

Mission Impossible? Ein bezahlbares Eigenheim in Saarbrücken

Patrick Wiermer / Onlinefassung: Thomas Braun   30.09.2020 | 05:50 Uhr

Familie Histel möchte sich ein Eigenheim im Raum Saarbrücken zulegen. Ein kniffliges Unterfangen: Vieles ist zu teuer, zu marode oder gleich weg.

Chris (44) und Silke (41) sitzen auf dem Sofa in ihrer Wohnung in der Saarbrücker Innenstadt. Täglich checken sie das Internet auf der Suche nach einem neuen Zuhause für sich und ihre zwei kleinen Kinder. Ein Platz zum Spielen, Durchatmen, Ankommen. Der ganz normale Traum junger Familien.

Das erste, worauf sie bei Angeboten schauen, sei die Größe und die Lage, sagt Silke. "Ist es angebunden an den ÖPNV? Passt es von den Zimmern? Passt es von der Größe? Hat es einen Garten? In welchem Zustand ist es?", so die 41-Jährige.

Von vielen Ansprüchen verabschiedet

"Wem gehört das Saarland?": Die Haussuche der Familie Histel
Audio [SR 3, Patrick Wiermer, 30.09.2020, Länge: 03:09 Min.]
"Wem gehört das Saarland?": Die Haussuche der Familie Histel

Seit zwei Jahren suchen die Histels. Von vielen Ansprüchen hat sich die Familie mittlerweile verabschiedet. "Der ursprüngliche Traum in der Fantasiewelt war ein schönes altes Haus mit tollen Holzdielenböden, tollen Türen, einer wunderbaren Holztreppe, offener Wohn-Essbereich - eigentlich das, was alle suchen", sagt Silke. Mittlerweile seien sie auf dem Stand: Wenn es das nicht ist - dann "machen wir uns halt was Schönes draus".

Ursprünglich sollte das Haus nicht mehr als 250.000 Euro kosten. Mittlerweile sind sie bei 400.000. Ein Kraftakt, auch wenn beide berufstätig sind. Und es bleibt die Frage: Reicht das überhaupt? Aktuell werde etwa ein Haus in St. Arnual angeboten. "Das geht bei 645.000 Euro los - im Bieterverfahren. Wer kann sich sowas leisten?", sagt die 41-Jährige.

Mittlerweile suchen die Histels auch im Umland - etwa in Kleinblittersdorf, Sankt Ingbert oder Riegelsberg. Das Angebot ist trotzdem beschränkt. Auf den gängigen Immobilienportalen befänden sich meist nur die Häuser, für die sich schwer ein Käufer finden lasse. Die Histels setzen daher vor allem auf Ebay-Kleinanzeigen.

Nicht ohne Gutachter

"Was zu den Kleinanzeigen kommt, kommt meistens auch nicht mehr in die anderen Portale", so Chris. Viele Häuser seien bereits nach wenigen Stunden weg. Einige Käufer würden zuschlagen, ohne die Häuser genauer gesehen oder vorher einen Gutachter beauftragt zu haben, um den Sanierungsstau festzustellen.

Doch ohne Gutachten wollen die Histels auf keinen Fall kaufen. Schon zweimal wurden sie vor einer wirtschaftlichen Katastrophe bewahrt. "Einmal kam im Nachhinein heraus, dass es einen Wasserschaden gab, der den Öltank hat aufplatzen lassen, und dass das Öl zusammen mit dem Wasser in Wände und Boden gesickert ist, so dass das eigentlich komplett kontaminiert war", erzählt Chris.

Tausende Euro für den passenden Tipp

Trotz dieser Rückschläge sucht Familie Histel weiter. "Unser Ziel wäre eigentlich, Weihnachten schon im neuen Haus zu feiern. Es würde aus unserer Sicht sehr schnell gehen. Wir haben das Finanzielle geklärt."

Sie haben mittlerweile eine eigene Internetseite erstellt, schalten Anzeigen in Zeitungen. Nun denken sie auch über eine Vermittlungsprämie nach. Einige Familien bezahlen schon jetzt mehrere Tausend Euro für den heißen Tipp.


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„Wem gehört das Saarland?“ ist eine Kooperation von SR und Correctiv und Teil einer Recherche-Serie für mehr Transparenz auf dem Wohnungsmarkt.


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