Ein ärztliches Beratungsgespräch (Symbolbild) (Foto: IMAGO / Panthermedia)

Andere Wege, Eltern zu werden

Isabel Schaefer   30.05.2022 | 16:37 Uhr

Neben der künstlichen Befruchtung können Eltern ihren Kinderwunsch auch anders erfüllen. Möglichkeiten wie z. B. die Adoption oder die Pflegschaft stellen dabei das Kindeswohl in den Vordergrund.

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Adoption im In- und Ausland

Einem Kind, das nicht in seiner biologischen Familie aufwachsen kann, ein neues zu Hause zu geben, ist ebenfalls eine Option, Eltern zu werden. Allerdings müssen die Adoptiveltern meist einen langen Atem haben: Der Adoptionsprozess ist langwierig und kann sehr bürokratisch sein. Er hat immer das Wohl des Kindes zum Ziel und nicht, den Eltern so schnell es geht ein Kind zu vermitteln.

Für eine Adoption muss man entweder alleinstehend oder als Paar verheiratet sein. Paare, die nicht verheiratet sind, bringen also nicht die Voraussetzungen für eine Adoption mit. Seit 2017 gibt es die Ehe für alle. Homosexuelle Paare und Einzelpersonen können sich also auch um eine Adoption bewerben.

Es gibt keine gesetzliche Altersgrenze. Die meisten Vermittlungsstellen wollen aber in der Regel, dass der Altersabstand zwischen Kind und Eltern nicht mehr als 40 Jahre beträgt.

Eine Inlandsadoption läuft in der Regel über das für den Wohnort zuständige Jugendamt. Bei einer Auslandsadoption melden sich die Wunscheltern bei einer Vermittlungsstelle für Auslandsadoptionen. Das kann entweder die zentrale Adoptionsstelle des Landesjugendamtes sein oder eine nichtstaatliche Vermittlungsstelle, die für Auslands-Adoptionen zugelassen ist.

Danach ist der Prozess zunächst für beide gleich: Es folgt eine Eignungsprüfung, in der die Bewerber finanziell, familiär und psychologisch durchleuchtet werden. Dieser Prozess kann ca. ein Jahr lang dauern. Sobald die Eignungsprüfung positiv beschieden wird, können sich Bewerberinnen und Bewerber um ein deutsches Kind auch bei anderen Jugendämtern in ihrer Region bewerben.

Eine zentrale Vermittlungsstelle bei Inlandsatoptionen in Deutschland gibt es nicht. Die Nähe zu den Jugendämtern sollte gegeben sein, weil es über viele Jahre Hausbesuche geben wird, auch wenn das Kind bereits da ist.

Für Auslandsadoptionen wird zusätzlich zur generellen Eignungsprüfung noch eine länderspezifische Eignungsprüfung benötigt. Nach einer positiven Überprüfung übermittelt die Auslandsvermittlungsstelle der Bewerber ihre Adoptionsbewerbung an die Fachstelle für Adoptionen in dem Staat, für den sie sich entschieden haben. Diese Behörde wird sich dann melden, wenn sie ein passendes Kind gefunden hat.

Egal ob im In- oder Ausland: Die Dauer einer Adoption hängt davon ab, ob die Bewerber dem gesuchten Profil für ein spezielles Kind entsprechen. Es kann sehr schnell gehen, dass die Adoptiveltern angerufen werden, es kann aber auch Jahre dauern und es kann auch sein, dass sie nie ein Kind bekommen. Eine Garantie gibt es nicht. Innerhalb Deutschlands übersteigt die Zahl der Bewerberinnen für eine Adoption jedes Jahr bei Weitem die Zahl der zu vermittelnden Kinder.

Auch sollte den Wunscheltern im Vorhinein klar sein, dass ein Kind, das zur Adoption freigegeben wird, aus einem besonderen Umfeld kommen kann. Es kann gesundheitliche Vorbelastungen wie z. B. eine Alkoholschädigung mitbringen oder von psychisch kranken Eltern abstammen.

Sobald einem Paar oder einer Person solch ein Kind zur Vermittlung angeboten wird, können Bewerberinnen und Bewerber ihrerseits entscheiden, ob sie sich dieser Aufgabe gewachsen fühlen und die besondere Betreuung leisten können, die das Kind braucht.

Bei einer Auslandsadoption reisen die Wunscheltern in das Herkunftsland des Kindes, um es kennenzulernen und - je nach Regelung im Herkunftsstaat - mit ihm die Adoptionspflegezeit zu verbringen. Die Gesamtkosten belaufen sich je nach Land meist auf 10.000 – 20.000 Euro.

Erst mit der Anerkennung ist die ausländische Adoption auch in Deutschland wirksam. Zu diesem Prozess gibt es im Familienportal des Bundesfamilienministeriums umfangreiche Informationen.

Auch im Inland gilt: Sobald das Kind bei den Wunscheltern ist, beginnt die Adoptionspflegezeit. Sie sind bereits unterhaltspflichtig für das Kind, aber noch nicht der Vormund. Das Jugendamt wird die Eltern durch diese Zeit begleiten. Diese beträgt bei Säuglingen ein Jahr und bei älteren Kindern etwas länger.

Erst, wenn das Familiengericht die Vormundschaft geklärt hat, sind die Adoptiveltern auch die Eltern im Rechtssinn.


Pflegschaft

Die Waisenhäuser von einst sind verschwunden: Wenn es Kindern bei ihren Eltern heute nicht gut geht, werden sie häufig in Pflegefamilien untergebracht. Pflegeeltern zu werden ist daher viel leichter als zu adoptieren. Sie werden meist händeringend gesucht. Zuständig für die Vermittlung sind die Jugendämter der Kreise.

Für die Pflege des Kindes bekommen die Wunscheltern finanzielle Unterstützung. Die Ursprungseltern geben die Kinder entweder freiwillig ab, weil sie überfordert oder nicht bereit für die Verantwortung sind, oder das Jugendamt übernimmt aktiv die Fürsorge der Kinder, weil sich die leiblichen Eltern nicht ausreichend um sie kümmern können oder sie gefährden.

Im Zentrum steht wie auch bei der Adoption das Wohl des Kindes. Ziel ist es, das Kind, falls dies seinem Wohl zuträglich ist, irgendwann wieder mit seiner Ursprungsfamilie zu vereinen. Das heißt, das Pflegekind kann den Pflegeeltern auch jederzeit wieder weggenommen werden. Mit dieser Unsicherheit müssen Pflegeeltern umgehen können.

Es ist aber auch möglich, sein Pflegekind zu adoptieren. Ist das Kind noch nicht volljährig, müssen dafür die leiblichen Eltern zustimmen.


Co-Parenting

Co-Parenting ist ein neues Familienmodell. Beim Co-Parenting tun sich Single-Frauen und Single-Männer ohne romantische Beziehung zusammen, um gemeinsam Eltern zu werden. Oftmals sind das schwule und lesbische Singles, aber auch heterosexuelle Männer und Frauen leben dieses Familienmodell.

Dieses moderne Patchwork-Prinzip macht es Kindern möglich, unabhängig von der Sexualität ihrer Eltern, mit Vater und Mutter aufzuwachsen. Co-Parenting kann gerade dann die richtige Wahl sein, wenn eine Person einen starken Kinderwunsch hat, aber (noch) nicht den richtigen Partner dafür gefunden hat.

Einen Partner oder eine Partnerin für das Co-Parenting kann man entweder im eigenen sozialen Umfeld oder aber auf Co-Parenting-Portalen finden.


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