1948 - Mein Herz ist ergriffen – das Unglück des SV Rohrbach
Der 14. November 1948 ist bis heute einer der schwärzesten Tage in der Geschichte von Rohrbach. An diesem Tag starben 20 jungen Menschen aus dem Ort bei einem tragischen Autounfall. Dabei wollten sie nur eines tun: zum Fußballspiel fahren und sich einen schönen Sonntag machen.
Mein Herz ist zu sehr ergriffen, um die richtigen Worte zu finden.
Es sind die Worte des Hohen Kommissars Gilbert Grandval. Der Krieg war gerade einmal dreieinhalb Jahre vorbei, als Grandval diese Worte auf einer Trauerfeier sprechen musste. 20 junge Menschen waren gestorben. 20 junge Menschen aus einem Ort, aus einem Sportverein waren verunglückt.
Laster stürzt in die Blies
Am 14. November 1948, einem Sonntagmittag, gegen 13.00 Uhr, war das Unglück passiert. Die Fußballer des SV Rohrbach waren gemeinsam mit ihren Angehörigen auf dem Weg zum Spiel nach Herbitzheim. 45 Personen insgesamt, zusammen saßen sie auf der Ladefläche eines 16 Jahre alten Büssing-Lastwagens.
Zwischen Mimbach und Breitfurt kam der marode Laster aufgrund von Defekten an Steuerrad und Bremsen von der Fahrbahn ab und stürzte in die Blies. Die mit einer Plane überspannte Ladefläche wurde für viele zu einer tödlichen Falle.
Trauergäste aus dem ganzen Saarland
Schon drei Tage später, am Buß- und Bettag, wurden die 20 Opfer in Rohrbach beigesetzt. Aus allen Teilen des Saarlands kamen Trauergäste, Vertreter anderer Vereine, Abgesandte der Regierung, Ministerpräsident Johannes Hoffmann und der Hohe Kommissar Grandval. Von „herzergreifenden Szenen während der Beisetzung“ berichtete die „Illustrierte des Saarlands“. Und die „Saarbrücker Zeitung“ skizzierte die Atmosphäre so:
„An den Seiten des Platzes hatten die Sportvereine der Umgebung, die Abordnungen der Vereine des übrigen Saarlandes sowie die Bevölkerung aus Rohrbach und aus dem übrigen Kreisgebiet Aufstellung genommen. Es war still ringsum, trotz der vielen, vielen Menschen, die alle durch das tragische Geschick hier zu einer großen, andächtigen Trauergemeinde vereint waren. Und über ihnen hing grau und schwer der Novemberhimmel, gleichsam als trauere die Natur mit den Menschen.“
Schwerster Verkehrsunfall im Saarland bis heute
Der 33-jährige Besitzer des Unglücks-Lasters, der selbst hinterm Steuer gesessen hatte, wurde später wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt. Von der fehlerhaften Lenkung hatte er nach Auffassung des Gerichts gewusst – und dies in Kauf genommen; mit tragischem Ausgang.
Bis zum heutigen Tage gedenken die Rohrbacher regelmäßig der Opfer. Jährlich zum Volkstrauertag findet eine Kranzniederlegung am Gemeinschaftsgrab der verunglückten Fußballer statt. Der letzte Zeitzeuge des Unfalls ist im Sommer 2020 im Alter von 91 Jahren gestorben.
Das Unglück des SV Rohrbach vom 14. November 1948 war bis heute der schwerste Verkehrsunfall, den es im Saarland gab.