Jahrhunderthochwasser Saarbrücken 1993 (Foto: Reiner Oettinger/SR)

Hochwasser im Saarland

 

Sintflutartige Regenfälle lassen 1993 kurz vor Weihnachten die Pegel der Flüsse im Saarland innerhalb weniger Stunden kräftig ansteigen. Kritisch wird es am 20. Dezember, als landesweit Straßen gesperrt werden und Strom- und Telefonnetze ausfallen. Das Weihnachtshochwasser ist bis heute die größte Hochwasserkatastrophe im Saarland seit 1947.

Das vierte Adventswochenende 1993 ist grau und regnerisch, die Wassermassen lassen die Pegelstände der Flüsse und Bäche bedrohlich ansteigen. Innerhalb von 36 Stunden fällt der Niederschlag eines Monats, der Wind bläst mit Stärke 10. Kritisch wird es ab Montagabend, dem 20. Dezember. Im ganzen Saarland müssen Straßen gesperrt werden, hunderte Keller werden überschwemmt und Strom- und Telefonnetze kommen teilweise tagelang zum Erliegen.

St. Johanner Markt steht unter Wasser

In Saarbrücken hat die Saar einen Rekordstand von über neun Metern. Die Stadtautobahn ist überflutet und muss gesperrt werden. Die Busfahrer stellen ihren Dienst ein, weil der öffentliche Nahverkehr angesichts der nicht befahrbaren Straßen zusammenbricht. Gut zu tun haben die Abschleppdienste: Sie retten parkende Autos vor den Wassermassen. Auf dem St. Johanner Markt sollten jetzt eigentlich Weihnachtsmarktbesucher Glühwein trinken. Nun aber sind die geschlossenen Verkaufsbuden nur in Gummistiefeln zu erreichen.

Die saarländischen Abgeordneten bekommen dienstfrei. Im Landtag sind die Toiletten unbenutzbar und die Heizung ist ausgefallen. Auch im Staatstheater und in der Modernen Galerie herrscht Notstand. So retten alle Museumsmitarbeiter gemeinsam – vom Hausmeister bis zum Direktor – wertvolle Gemälde und Skulpturen aus dem gefährdeten Museumsdepot. Mancherorts ist die Situation sogar so brenzlig, dass Anwohner evakuiert werden müssen, wie zum Beispiel in Luisenthal. In Lebach steht das Wasser im Keller des Rathauses bis zur Decke.

Blieskasteler Innenstadt nur per Schlauchboot befahrbar

Besonders schwer trifft es die Bürger von Blieskastel. Die Blieswiesen haben sich innerhalb weniger Tagen zu einer imposanten Seenlandschaft verwandelt. Am Montagabend um 22.00 Uhr spitzt sich hier die Lage zu: Die Blies überschreitet die kritische Drei-Meter-Marke, sodass die Wassermassen in die Blieskasteler Altstadt fließen. Die historische Innenstadt ist die nächsten Tage nur noch per Schlauchboot befahrbar.

Einen Tag vor Heiligabend ziehen die Wassermassen weiter in Richtung Rhein und Mosel. Sie hinterlassen verschlammte Straßen, verwüstete Keller und erschöpfte Saarländer. Über 4.400 Helfer von THW, Feuerwehr und Polizei waren in den Tagen vor Weihnachten im Dauereinsatz. Der Schaden der Katastrophe wird allein in Saarbrücken auf ungefähr 50 Millionen DM geschätzt.

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