Ab in die Klinik: Warum macht uns das so Angst?
Ist es schlimm, wenn ich wegen einer psychischen Erkrankung in eine Klinik muss? Diese Frage stellen sich Betroffene oft - dabei ist ein stationärer Aufenthalt ein großer Schritt zur Besserung. Wir klären auf.
In “Everyone is f*cking crazy” sieht Derya irgendwann ein, dass sie Hilfe braucht – und geht in eine Klinik. Für viele akut psychisch erkrankte Menschen ist eine Behandlung in einer psychiatrischen oder psychosomatischen Klinik sinnvoll, um sich zu stabilisieren und engmaschig unterstützt zu werden. Im Gegensatz zu einer sogenannten ambulanten Behandlung in den Praxen niedergelassener Psychotherapeut*innen und Fachärzt*innen wird die Behandlung in einer Klinik auch als stationäre Behandlung bezeichnet.
Ein Aufenthalt in einer Klinik ist für viele Betroffene von psychischen Erkrankungen mit Scham und Angst verbunden. Das ist kein Wunder, schließlich werden psychiatrische Kliniken in vielen Filmen und Serien als gruselige und beklemmende Orte dargestellt, in denen gefährliche Behandlungsmethoden angewendet und Betroffene mit Medikamenten ruhiggestellt werden.
Das liegt daran, dass ‚die Psychiatrie‘ in der öffentlichen Wahrnehmung häufig mit den sogenannten ‚geschlossenen Abteilungen‘ gleichgesetzt wird (Abteilungen innerhalb von Kliniken, in denen Patient*innen behandelt werden, die Gefahr laufen, sich oder andere zu gefährden). Noch dazu tragen Begriffe wie ‘Klapse’ oder ‘Irrenanstalt’ zum negativen Image von Kliniken bei.
Dabei sieht das Klinikleben ganz anders aus als in den meisten Filmen dargestellt. Und ein Großteil der Betroffenen empfindet den Klinikaufenthalt als hilfreich und wichtig, um abseits von den Erfordernissen des Alltags Entlastung zu erfahren.
Ein paar Fakten zum Thema Klinik:
Welche Krankenhäuser für psychisch erkrankte Menschen gibt es?
Grundsätzlich können sich Betroffene zwischen verschiedenen Krankenhäusern für psychische Erkrankungen entscheiden. In Deutschland gibt es:
- Krankenhäuser oder Abteilungen für Psychiatrie und Psychotherapie (in der Regel für Patient*innen in Akutphasen/mit schwereren Erkrankungssymptomen)
- Krankenhäuser oder Abteilungen für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (spezialisiert auf psychisch bedingte körperliche Beschwerden, in der Regel für Patient*innen mit milderen Erkrankungssymptomen)
- Allgemeinkrankenhäuser mit entsprechenden psychiatrischen oder psychosomatischen Fachabteilungen
- Psychosomatische Rehabilitationskliniken (für die Rehabilitation nach Phasen psychischer Erkrankung)
- Tageskliniken für die teilstationäre Behandlung (dort erfolgt die Behandlung an fünf Tagen pro Woche, die Abende und die Wochenenden verbringen die Patient*innen in ihrer eigenen Wohnung bzw. bei ihrer Familie)
Alle oben genannten, stationären Einrichtungen arbeiten mit Behandlungskonzepten, die sich aus verschiedenen Bausteinen wie z.B. Psychotherapie (einzeln oder in der Gruppe), Ergotherapie, Kunsttherapie, Physiotherapie, Sport- und Bewegungstherapie sowie medikamentöser Behandlung zusammensetzen können.
Wann sollte man eine Behandlung in einer Klinik in Erwägung ziehen?
Die Behandlung in einer Klinik ist dann sinnvoll, wenn die Erkrankung schwerwiegend ist oder wenn die ambulante Therapie nicht den erwünschten Erfolg bringt. Ein Vorteil an einer stationären Behandlung ist, dass sie besonders intensiv durchgeführt werden kann.
Die verschiedenen Therapiemöglichkeiten in einer Klinik können zu einem individuellen Behandlungsplan zusammengestellt werden, der beispielsweise auch Angehörige mit einbezieht. Außerdem kann es für die Remission (Verbesserung der Symptome) sinnvoll sein, einige Zeit nicht mit den Erfordernissen des Alltags konfrontiert zu sein.