Saarländische Kultkneipen: Fürst Ludwig
Seit 80 Jahren verbindet die Kneipe „Fürst Ludwig“ im Luisenviertel Gegensätze: Politiker und Künstler, Saarbrücker und Touristen finden sich in der Kultkneipe zusammen. Was sie so charmant und vielseitig macht.
Jeden Samstag zieht der Wochenmarkt in Saarbrücken viele Menschen auf den Ludwigsplatz. Über das bunte Treiben wacht die gleichnamige Kirche, das Wahrzeichen der Stadt. Nach dem Bummel lädt der „Fürst Ludwig“ zum Entschleunigen und Verweilen ein. Bei einem Cappuccino oder einer Schorle kommen beim ein oder anderen Gast Kindheitserinnerungen hoch.
„Tante Lenchen hinterm Tresen“
Eine Anwohnerin erinnert sich an besonders einprägsame Momente aus ihrer Kindheit. Ulrike Beckert wurde mit der Kneipe groß. Im kalten Winter hätten sie und ihre Freundinnen sich gerne im Fürst Ludwig aufgewärmt, erzählt sie: „Tante Lenchen hat uns Kinder geliebt und uns immer Apfelsaft gegeben.“
Kultkneipe seit 80 Jahren
Für Theker Lukas Konitz ist „Fürst Ludwig“ für die Stadt und Menschen in Saarbrücken so etwas wie ein Fels in der Brandung. „Gerade in Saarbrücken, wo man im Nauwieser Viertel aber auch im Luisenviertel sieht, dass sich immer mehr ändert, dass immer mehr alteingesessene Kneipen zumachen,“ so Konitz, findet er es spitze, dass Kneipen, die Entschleunigung bieten, wie der Fürst Ludwig, bleiben.
Seit etwa 80 Jahren hat sich am Lokal kaum etwas verändert. Direkt nach dem Krieg war der Platz um es herum allerdings zerstört. Fotos an der Wand lassen die Gäste in der Zeit zurück reisen.
Vom Trümmerfeld zum Abenteuerspielplatz
Das Trümmerfeld war für die Kinder in erster Linie eins: Ein riesiger Abenteuerspielplatz. Damals krönte die Schiller-Eiche noch den Ludwigsplatz. Etwa hundert Jahre nach seiner Pflanzung musste der Baum weichen.
Er wurde 1960 behutsam in die „Deutsch-Französischen Gartenschau“ versetzt – heute bekannt als der Deutsch-Französische Garten.
Zwischen Kunst- und Politikbetrieb
Die Kneipe ist zwischen der Hochschule der Bildenden Künste und der Staatskanzlei des Saarlandes gelegen. Vor einigen Jahrzehnten, als Ulrike Beckert mit ihren Freunden viel Zeit in der Gegend verbrachte, durfte sie mit den ersten Studenten der „Werkkunstschule“ als Kind töpfern.
Noch heute kehren wie damals angehende Künstler nebenan in der Kneipe ein. Auch Beschäftigte der Staatskanzlei und der umliegenden Institutionen, wie der Saarbrücker Zeitung, den Gymnasien und der sparte 4, treibt ein knurrender Magen hin und wieder in den Fürst Ludwig. Ein bunter Mix an Gästen prägt die Stimmung.
Ein zeitloser Ort der Entschleunigung
Sowohl im Mittags- als auch im Abendbetrieb haben die Angestellten hier viel zu tun. Ihre Arbeit verlangt ihnen zu Stoßzeiten einiges ab, doch Thekerin Tamara Schackmar freut sich jedes Mal auf ihre Schicht: „Es ist einfach sehr schön. Ich habe manchmal das Gefühl, als würde ich wirklich mit Freunden zusammensitzen. Das ist unglaublich.“
Ob zum Fußball schauen oder Mittagessen, im tiefsten Winter oder im Sonnenschein auf der Terrasse unter den ehrwürdigen Platanen – bei Touristen und Saarbrückern ist der „Feuchte Ludwig“, wie die Kneipe auch genannt wird, beliebt. An diesem Rückzugsort bleibt die Stimmung gleich, all der schnelllebigen Veränderungen um sie herum zum Trotz.
Über dieses Thema wurde auch in der Sendung Wir im Saarland - Saar Nur! am 26.01.2024 berichtet.