Ein Kinderbuch über den Krieg
Krieg ist Alltag geworden in der Ukraine – auch für die Kinder, die in den umkämpften Gebieten leben. Deshalb haben zwei ukrainische Schriftsteller genau das zum Thema ihres Kinderbuches gemacht. Ein mutiges Buch, das sie bei der Kinder- und Jugendbuchmesse in Saarbrücken vorgestellt hat.
In der kleinen Stadt Rondo leben drei Freunde glücklich zusammen. Sie lieben Poesie, Musik und ganz besonders ihr einzigartiges Glashaus. Darin wachsen die schönsten Blumen, um die sich die drei Freunde täglich kümmern. Doch dann kommt der Krieg und mit dem Krieg die Dunkelheit. Die Blumen im Gewächshaus bekommen nicht mehr genug Licht und drohen zu sterben.
Mit dieser nachdenklichen Geschichte beschreiben die Künstler Romana Romanyshyn und Andriy Lesiv aus Lemberg, was seit vielen Jahren in ihrem Land passiert. Zwar liegen die umkämpften Zonen der Ukraine weit entfernt von ihrer Heimatstadt Lemberg, dennoch verfolgt sie auch persönlich die Angst, dass der Krieg auch irgendwann in Lemberg ankommt.
Gegen "Sozialkitsch" in Kinderbüchern
Die vom Krieg zerrissene Ukraine ist dieses Jahr auf der Kinder- und Jugendbuchmesse in Saarbrücken als Ehrengastland eingeladen. In diesen Zeiten haben viele ukrainische Künstler begonnen, sich mit dem Thema Krieg auseinanderzusetzen. Und auch die beiden Schriftsteller und Illustratoren aus Lemberg hatten irgendwann das Bedürfnis, ein Kinderbuch darüber zu schreiben.
In ihren Büchern behandeln sie immer wieder soziale Themen und mischen damit gemeinsam mit anderen modernen ukrainischen Autoren die Kinderbuchszene der Ukraine auf. Im Gegensatz zum sogenannten althergebrachten „Sozialkitsch“ wollen sie den Kindern etwas zumuten. In traditionellen Kinderbüchern, ginge es nur um Prinzessinnen in einer heilen Welt. Dabei meint Andriy, dass Kinder sehr gut verstünden, was gerade in ihrem Land passiere. „Es bringt deshalb nichts, sie vor dem Thema Krieg zu bewahren.“
Kinder schicken Briefe aus Kriegsgebieten
Im Januar 2015 veröffentlichten sie in der Ukraine ihr Buch „Als der Krieg Rondo veränderte“. Dafür entwickelten sie über sechs Monate hinweg die Geschichte und kreierten die Illustrationen in ihrem Art Studio Agrafka in Lemberg. „Wir waren uns unsicher, ob die ukrainische Bevölkerung schon so weit ist, um über den Krieg zu sprechen. Wir wollten niemanden verletzen“, erzählt Romana.
Die Sorge war unbegründet. Die Reaktionen der ukrainischen Kinder auf ihr Buch seien für die beiden völlig überraschend gewesen. Kinder, die in den umkämpften Gebieten der Ukraine leben, schickten ihnen Briefe und selbstgemalte Bilder. „Sie wissen genau was es für die Stadt Rondo in unserem Buch bedeutet, wenn die Dunkelheit kommt. Sie kennen dieses Gefühl.“
Ein Kinderbuch für Erwachsene
Auch international haben die Autoren mit ihrem Buch Erfolg. In Frankreich und Korea wurde ihre Geschichte über den Krieg bereits veröffentlicht. Für Deutschland suchen die beiden Künstler noch einen Verlag. „Das Buch steht nicht nur für die Ukraine. Jedes Kind und jeder Erwachsene kann sich darin wiederfinden.“ Denn ihre Bücher richten sich nie ausschließlich an Kinder. Es geht den beiden ukrainischen Künstlern darum, etwas zu schaffen, was Kinder und Erwachsene verbindet.