Bergbau in Luisenthal (Foto: SR)

Der SR erinnert an das Grubenunglück von Luisenthal

  01.02.2022 | 18:26 Uhr

Am Montag, 7. Februar, jährt sich das Grubenunglück von Luisenthal zum 60. Mal. Es war das schwerste Unglück in der Geschichte des Saarlandes: 299 Bergleute kamen ums Leben. Der Saarländische Rundfunk erinnert daran im SR-Hörfunk und im SR Fernsehen sowie im Internet auf SR.de

SR Fernsehen

Über Jahrzehnte wurde das Ereignis immer aus Sicht der Bergleute erzählt, „Wir im Saarland – Das Magazin“ lässt am Donnerstag, 3. Februar, nun die Tochter eines verunglückten Bergmanns zu Wort kommen. Martina Burger war damals 15 Monate alt und kann sich an ihren Vater nicht erinnern, trotzdem prägt das Unglück ihre Lebensgeschichte bis heute. Dass sie ohne Vater aufwuchs, hat sie wie ein Kainsmal empfunden, auch wenn es ihr Respekt und manchmal sogar Vorteile einbrachte, wenn zur Sprache kam, dass ihr Vater einer der 16 Toten aus Köllerbach ist.

Lange wollte Martina Burger nichts mit Saarberg zu tun haben – nicht mit der Firma, die ihr "den Vater genommen hatte". Dann macht sie doch ein Praktikum, bleibt bei Saarberg und fährt sogar in die Grube ein, auch in Luisenthal. Das löst etwas bei ihr aus – Grubenbesuche werden zu einer Art "Trauertherapie". Bei jeder Gelegenheit ist sie fortan unter Tage, weil sie sich dort ihrem Vater nahe und verbunden fühlt. Ihre Familiengeschichte nach Luisenthal hat sie Alexander M. Groß erzählt.

Zu Gast im Fernsehstudio ist Delf Slotta, Kenner der saarländischen Bergbaugeschichte.


Auch der „aktuelle bericht“ widmet sich am Montag, 7. Februar, dem Gedenken an das Unglück von Luisenthal. So wird unter anderem die Veranstaltung des Bergmannsvereins „‘Glück Auf‘ 1963 Luisenthal e.V.“ mit Kranzniederlegung und Gedenkstunde Teil der Berichterstattung sein.


Im Rahmen der Reihe „Retro“ sendet der Saarländische Rundfunk im SR Fernsehen an drei aufeinander folgenden Tagen Archivmaterial zu den Ereignissen des 7. und 8. Februar 1962. Bei der Trauerfeier richteten der saarländische Ministerpräsident Franz Josef Röder, Bundespräsident Heinrich Lübke und Bundeskanzler Konrad Adenauer tröstende Worte der Verbundenheit und des tiefen Mitgefühls an die Bevölkerung des Saarlandes. Ein Jahr nach dem Unglück legte das Bergmannshilfswerk Völklingen-Luisenthal einen Rechenschaftsbericht vor. Die Beiträge sind jeweils sieben Minuten lang.

Montag, 7. Februar, 14.03 Uhr
SR Retro – Das Saarland in den sechziger Jahren
Grubenunglück Luisenthal I (Das Grubenunglück in Luisenthal)

Dienstag, 8. Februar, 14.03 Uhr
SR Retro – Das Saarland in den sechziger Jahren
Grubenunglück Luisenthal II (Trauerreden zum Grubenunglück von Luisenthal)

Mittwoch, 9. Februar, 14.03 Uhr
SR Retro – Das Saarland in den sechziger Jahren
Grubenunglück Luisenthal III (Rechenschaftsbericht des Bergmannshilfswerks Völklingen-Luisenthal)

Auf der Themenseite SR Retro der ARD Mediathek sind die Videos zum Grubenunglück Luisenthal unbegrenzt verfügbar: 

Weitere Videos zum saarländischen Bergbau sind auf der Retro-Seite in der Themenrubrik: „Hüttenwerke“ und „Bergbau an der Saar“ zu finden.


Radio-Feature

Unter dem Titel „Die werden das nie vergessen – 60 Jahre nach dem Grubenunglück von Luisenthal“ widmet sich am Sonntag, 6. Februar, 12.30 Uhr, auf SR 3 Saarlandwelle Radioreporterin Sarah Sassou der schlimmsten Katastrophe im saarländischen Bergbau. Auch 60 Jahre danach ist das Unglück in den Köpfen vieler Menschen aus Luisenthal und Umgebung präsent.

Da sind die Angehörigen, die sich an den schrecklichen Tag noch erinnern, als wenn er gestern gewesen wäre. Der Bruder, der verschont geblieben ist, die Tochter, die den Vater viel zu früh verlor. Da sind die Mitglieder der Bergmannsvereine, die selbst mal unter Tage gearbeitet haben und die Erinnerung an ihre Kameraden in Ehren halten wollen. Da sind die Historiker, die versuchen, die Geschichten rund um das Unglück niederzuschreiben und so für die nachfolgenden Generationen zu erhalten.

Aber wie lange wird es ihnen noch gelingen, dass das Gedenken an die Opfer des Unglücks lebendig bleibt? Denn den Bergbau im Saarland gibt es nicht mehr, Zeitzeugen versterben und auch Corona hat es denjenigen, die die Erinnerungskultur pflegen, nicht leicht gemacht, die Jahrestage so zu organisieren, dass sie von der Öffentlichkeit in großem Maße wahrgenommen werden. Im Anschluss an die SR 3-Sendung „Land und Leute“ ist das Feature auch als SR 3 Podcast und auf YouTube abrufbar


Das Unglück

Die verheerende Bergbaukatastrophe geschah um circa 7.45 Uhr im Alsbachschacht der Steinkohlegrube Luisenthal, als in etwa 600 Metern Tiefe eine Schlagwetterexplosion den Schachtdeckel in die Luft schleuderte, gefolgt von mehreren Kohlestaubexplosionen. Durch sofortige Rettungsaktionen mit Hilfe von Soldaten der Bundeswehr und der amerikanischen Armee konnten die ersten Verletzten in umliegenden Krankenhäusern versorgt werden.

Bergarbeiter mit schwersten Verbrennungen wurden von der Bundesluftwaffe mit Hubschraubern nach Ludwigshafen geflogen. Viele Menschen meldeten sich zu Blutspenden und eine Welle der Hilfsbereitschaft erfasste das Land. Es dauerte jedoch etwa 36 Stunden, bis sich das gesamte Ausmaß der Katastrophe mit 299 Todesopfern und 87 Verletzten offenbarte.

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