Katja Petrowskajas „Weihnachten auf Sowjetisch“ in „Literatur im Gespräch“ am Dienstag auf SR 2 KulturRadio
Katja Petrowskajas „Weihnachten auf Sowjetisch“ in „Literatur im Gespräch“ am Dienstag, 29. Dezember, 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio, Lesung und Gespräch, Gesprächspartner ist Ralph Schock.
„In der sowjetischen Zeit haben wir Weihnachten am 31. Dezember gefeiert. Mit Tannenbaum, Familie und Geschenken. Und auch Silvester haben wir am 31. Dezember gefeiert. Mit Freunden, Wunderkerzen, Sekt und ‚Salat Olivier‘, den manche Kinder ‚Salat I love you‘ nannten. Überhaupt alles haben wir an diesem Tag gefeiert, was es zu feiern gab, astronomisch, romantisch, infantil, auch ’Magie des Anfangs‘ und die ‚Ironie des Schicksals‘, wie ein Silvester-Kultfilm hiess. Dieses von der der Sowjetmacht konstruierte Fest bestand aus heidnischen, christlichen und kommunistischen Elementen. In ihm mischten sich Utopien und Träume zu einem privaten Wunderfest, das zugleich aber auch öffentlich im ganzen Land gefeiert wurde – eine geniale Erfindung, die die sowjetische Gesellschaft besser zusammenhielt als der Weltkriegsmythos und die vielen aufgezwungenen ideologischen Formeln.“
Katja Petrowskaja, 1970 in Kiew (Ukraine) geboren, ist eine ukrainisch-deutsche Literaturwissenschaftlerin, Schriftstellerin und Journalistin, die heute in Berlin lebt. 2013 wurde sie mit einem Auszug aus ihrem Roman „Vielleicht Esther“ mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.