60 Jahre Saarabstimmung (Foto: SR)

„Warum wir wurden, wer wir sind“ – 60 Jahre nach dem Ende des saarländischen Sonderwegs

  27.12.2016 | 10:31 Uhr

Saarländer sehen sich gerne als etwas ganz Besonderes: Heimatverbunden und weltoffen zugleich verbinden sie als Bewohner einer europäischen Kernregion genießerisch französische Lebensart mit deutschen Tugenden. Diese Eigenschaften erheben sie geradezu zum Kult.

Saarländer sehen sich gerne als etwas ganz Besonderes: Heimatverbunden und weltoffen zugleich verbinden sie als Bewohner einer europäischen Kernregion genießerisch französische Lebensart mit deutschen Tugenden. Diese Eigenschaften erheben sie geradezu zum Kult. Die Kulturspiegelserie „Warum wir wurden, wer wir sind – 60 Jahre nach dem Ende des saarländischen Sonderwegs“ spürt sechs Jahrzehnte nach der Abstimmung über das Saarstatut am 23. 10. 1955 der Mentalität und der Entwicklung des kleinen Bundeslandes und seiner Bewohner nach. Der Film von Karsten Neuschwender am Sonntag, 1. Januar, 18.45 Uhr, im SR Fernsehen geht auf Spurensuche. Woher kommt es, dass junge Menschen am Saarland die Lebensart lieben, woher kommt der besondere Charme? Zunächst einmal durch das Durchstehen handfester Krisen.

Der Saarländer an sich entstand erst durch die beiden Saarabstimmungen 1935 und 1955, sagt nicht nur der Historiker Markus Gestier. Denn zuvor war der Landstrich zwischen Deutschland und Frankreich nie ein klar umrissenes Land, und die Tatsache, dass die Region mal zu Deutschland oder Frankreich gehörte, löste in den Saarländern eine besondere Form der Heimatliebe aus. Ob die allerdings letztlich dafür verantwortlich war, dass die Saarländer bei der Abstimmung über das Saarstatut 1955 zurück nach Deutschland wollten? Zwar stimmten fast zwei Drittel der Wahlberechtigten gegen die Europäisierung der Saar und damit letztendlich für die Rückkehr zu dem Land, in dem sich gerade das Wirtschaftswunder ausbreitete und das 1954 Fußballweltmeister geworden war. Viele hätten sich allerdings auch das Saarland als weitgehend autonome Kernregion im entstehenden Europa gewünscht – in guter, freundschaftlicher Nachbarschaft zu Frankreich. Im Gespräch mit politischen Akteuren wie Arno Krause, der bis heute für die Idee Europas kämpft, dem Volkswirt Prof. Dr. Wolfgang Kitterer und Zeitzeugen, die erzählen, wie sie die Zeit vom Krieg bis zur Abstimmung und darüber hinaus erlebt haben, untersucht die Kulturspiegelserie, wie prägend diese Zeit bis in die Gegenwart für das Saarland ist.

Heute hat das Saarland von allem etwas: als deutsches Bundesland spielt es seine Rolle im föderalistischen System der Bundesrepublik, als französischer Nachbar ist es wichtig in den deutsch-französischen Beziehungen – nur das mit der gewichtigen Rolle in Europa hat trotz der zentralen Lage nicht so ganz geklappt.

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