Literatur im Gespräch - "Die Ameisenstraße"

Günter Grass schrieb seinen 1959 erschienenen Debütroman „Die Blechtrommel“, eines der bedeutendsten Werke der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur und Auftaktband der „Danziger Trilogie“, Ende der 50er Jahre in Paris. Auf seinen häufigen Reisen von Berlin in die französische Hauptstadt, so erzählte es Grass nach einer Lesung im Großen Sendesaal des SR im April 1997, habe er mehrfach Zwischenstation in Saarbrücken eingelegt, um für ‚Radio Saarbrücken‘ Partien aus dem entstehenden Werk zu lesen.

Leider sind die Bänder mit diesen alten Aufnahmen nicht mehr erhalten. Ausgenommen eine einzige Lesung des Kapitels „Die Ameisenstraße“, aufgenommen am 31. Mai 1960, also kurz nach Veröffentlichung des Romans, und gesendet am 10. August 1960. Aus Anlass des Todestages des Schriftstellers ist diese Lesung in der Sendereihe „Literatur im Gespräch“ am Dienstag, 12. April, 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio noch einmal zu hören.

Das Werk

„Die Ameisenstraße“ ist das 15. Kapitel des zweiten Buchs. Es spielt im Winter 1944/1945 in Danzig und erzählt unter anderem von der Angst der Familie Matzerath vor den anrückenden sowjetischen Truppen. Man versteckt sich im Keller des Lebensmittelladens. Matzerath, Oskars Vater, trägt noch das Parteiabzeichen, als die Rotarmisten in den Keller eindringen. Er wirft es zu Boden, Oskar hebt es auf und gibt es dem Vater zurück, der es in Panik hinunterzuschlucken versucht. Doch die Nadel des Abzeichens bleibt in seinem Hals hängen und Matzerath droht zu ersticken. Ein russischer Soldat fühlt sich bedroht und erschießt Matzerath.

Der Autor

Günter Grass wurde am 16. 10. 1927 in Danzig geboren, er war Schriftsteller, Maler, Grafiker und Bildhauer und einer der international bekanntesten deutschsprachigen Autoren. Immer wieder sorgte er mit seinen politischen Meinungen für kontroverse Diskussionen im In- und Ausland. Er starb am 13. April 2015.