Neuer SR-„Tatort“ („Das Ende der Nacht“) – erneut auch in Gebärdensprache!
Das Ende der Nacht“ – so heißt der neue SR-„Tatort“, der am Sonntag, 26. Januar 2025, im Ersten zu sehen sein wird. Für ein vollständig barrierefreies Krimivergnügen stehen auch bei diesem "Tatort" wieder Untertitel (UT), Audiodeskription (AD) und Deutsche Gebärdensprache (DGS) zur Verfügung.
Anfang vergangenen Jahres wurde die Barrierefreiheit in den Reihen "Tatort" und "Polizeiruf 110" ARD-weit um die Gebärdensprachendolmetschung erweitert. Seitdem sind diese Sendungen sowohl mit Untertiteln und als Hörfilm (mit Audiodeskription) als auch mit eingeblendetem Gebärdendolmetscher verfügbar.
Der SR-"Tatort" wird somit bereits zum zweiten Mal mit einer Übersetzung in die Deutsche Gebärdensprache ausgestrahlt. Erneut kommt auch die sogenannte „Referenzkleidung“ der Dolmetschenden zum Einsatz: Jede Person im SR-Ermittlerteam wird jeweils von einem eigenen Dolmetscher oder einer Dolmetscherin übersetzt, wobei die entsprechende Kleidung deutlich macht, wer gerade spricht. Dies trägt dazu bei, die Handlung für Menschen, die Gebärdensprache verstehen, noch verständlicher zu gestalten.
Untertitel, Audiodeskription und Gebärdensprache können jeweils über die Fernbedienung aktiviert werden. Für die Aktivierung der Gebärdensprache ist ein Fernseher mit HbbTV erforderlich: Mit der grünen Taste kann die Gebärdensprachendolmetschung eingeblendet werden.
Darüber hinaus wird „Das Ende der Nacht“ ab dem Sendetermin am Sonntag, 26. Januar, 20.15 Uhr, ein Jahr lang mit allen Barrierefreiheitsmerkmalen in der ARD Mediathek abrufbar sein.
Zum Inhalt:
Saarbrücken, tief in der Nacht. Eine Explosion zerreißt die Stille. Die schlaflose Hauptkommissarin Pia Heinrich (Ines Marie Westernströer) ist als Erste am Tatort: Bei einem brutalen Überfall auf einen Geldtransporter wurde ein Wachmann getötet. Als die Hauptkommissare Leo Hölzer (Vladimir Burlakov) und Adam Schürk (Daniel Sträßer) eintreffen, bietet sich ihnen ein verstörendes Bild, das eine gewaltige Explosion hinterlassen hat. Was bedeutet die auf die Straße gesprühte Zahl? Führt eine Spur zu einer international gesuchten Verbrecherbande ins benachbarte Frankreich? Hauptkommissarin Esther Baumann (Brigitte Urhausen) aktiviert ihre Kontakte zur französischen Polizei. Oder weiß der überlebende Wachmann doch mehr, als er zugibt? Kaum hat das Team die Ermittlungen aufgenommen, überschlagen sich die Ereignisse und Pia gerät in Gefahr …
„Das Ende der Nacht“ ist eine Produktion der Bavaria Fiction GmbH, Niederlassung Köln (Produzent Jan Kruse), im Auftrag der ARD Degeto Film und des Saarländischen Rundfunks. Redaktion: Christian Bauer (SR) und Birgit Titze (ARD Degeto Film).
Das Drehbuch zu „Das Ende der Nacht“ hat Melanie Waelde geschrieben. Die Regie führt Tini Tüllmann. Bildgestaltung: Max Preiss.
Gedreht wurde im Juni/Juli 2024 unter anderem in der saarländischen Landeshauptstadt Saarbrücken – etwa im Nauwieser Viertel; außerdem in Neunkirchen und Dudweiler sowie im grenznahen Frankreich (Spicheren und Petite-Rosselle).
Besetzung
Leo Hölzer: Vladimir Burlakov
Adam Schürk: Daniel Sträßer
Pia Heinrich: Ines Marie Westernströer
Esther Baumann: Brigitte Urhausen
Dr. Henny Wenzel: Anna Böttcher
Heide Schürk: Gabriela Krestan
Carla Radek: Lena Urzendowsky
Béatrice Radek: Sabine Timoteo
Moritz Leimer: Michaelangelo Fortuzzi
Merlin Bravard: Daniel Séjourné
Noémie Legrand: Sandy Lewis Godefroy
Aytaç Çelik: Mücahit Altun
Ralf Hochstädter: Jean-Luc Bubert
Stab
Drehbuch: Melanie Waelde
Regie: Tini Tüllmann
Redaktion: Christian Bauer (SR), Birgit Titze (ARD Degeto Film)
Produzent: Jan Kruse
Produktionsleitung: Manuel Mützner, Sandra Moll (ARD Degeto Film)
Bildgestaltung: Max Preiss
Szenenbild: Andreas C. Schmid
Kostümbild Daniela Thomas
Montage: Benjamin Kaubisch BFS
Musik: Jasmin Reuter, Tina Pepper
Interview
Die Schauspielerinnen Sabine Timoteo (49) und Lena Urzendowsky (24) stehen sich im neuen SR-„Tatort“ als Mutter und Tochter gegenüber.
Was hat Sie am Drehbuch und an Ihrer Rolle interessiert?
Lena Urzendowsky:
Ich habe mich sehr gefreut, mal in einem deutschen Format französisch sprechen zu können, außerdem ist es ein großes Geschenk, mit Sabine zu spielen. Das war schon lange ein Traum von mir. Carla, die junge Frau, die ich spiele, ist eine tief verletzte und kaputte Seele, zugleich aber auch eine unberechenbare
Frau. Diese Ambivalenz interessiert mich.
Sabine Timoteo:
Wir hatten ein Zoom-Meeting, bei dem Regisseurin, Autorin, Lena und ich teilgenommen haben. Wir sind zusammen den ganzen Mutter-Tochter-Geschichtsstrang durchgegangen und haben zusammen daran gefeilt. Ich schätze diese Art und Weise zu arbeiten sehr. Im gegebenen Rahmen, gemeinsam den ehrlichsten und stimmigsten Weg zu finden, um die Geschichte zu erzählen, die erzählt werden will.
Wie würden Sie aus Ihrer jeweiligen Rollensicht das Verhältnis von Mutter zur Tochter beziehungsweise Tochter zur Mutter beschreiben?
Lena Urzendowsky:
Carla wartet seit zehn Jahren darauf, ihre Eltern wiederzusehen. Sie ist der festen Überzeugung, dass die beiden sie damals zurückgelassen haben, weil Carla etwas falsch gemacht hat, sie nicht liebenswert genug war. Carla trägt also ein Kindheitstrauma in sich. In ihren Träumen hat sie sich immer vorgestellt, dass sich der ganze Schmerz löst, sobald sie ihre Mutter endlich wiedersieht. Aber natürlich
kommt es in der Realität nie so, wie man es sich erträumt hat …
Sabine Timtoeo:
Béatrice ist eine Frau, die zwar technisch gesehen Mutter ist, aber ihr Kind bislang bloß als Nebegeräusch wahrgenommen hat. Hauptsächlich war sie mit ihrem Partner, Carlas Vater, das Vorzeige-Verbrecherpaar. Nach dem Tod ihrer zweiten Hälfte macht sie sich zur Aufgabe, ihre Tochter „aus der Scheiße holen zu müssen“ ...
Sie beide spielen im SR-„Tatort“ Französinnen und sprechen dabei auch im Film Französisch. Zudem wurde zum Teil auch im benachbarten Frankreich gedreht. Wie haben Sie die Drehzeit im Saarland und knapp hinter der Grenze erlebt?
Lena Urzendowsky:
In einer anderen Sprache zu drehen, macht immer Spaß. Jede Sprache hat ihren eigenen Klang und mit ihm verändert sich auch die eigene Person ein wenig. Das bringt eine zusätzliche Dimension ins Schauspiel. Da ich sehr frankophil bin, empfinde ich Drehen in Frankreich immer als Freude!
Sabine Timoteo:
Französisch zu sprechen, ist für mich nicht fremd, da ich bilingual aufgewachsen bin. In diesem „Tatort“ empfand ich das Französisch jedoch als äußerst intim, da es einerseits für die Mutter-Tochter-Vergangenheit steht und andererseits für den Versuch, das gähnende Loch der Entfremdung zu überwinden und sich einander tastend zu nähern.
Für Sie beide ist dies nicht der erste „Tatort“, in dem Sie mitwirken. Was macht für Sie das Besondere an einem „Tatort“ aus?
Lena Urzendowsky:
Krimi ist einfach ein Evergreen. Die Mischung aus Spannung und Emotionalität verpackt in ein gesellschaftlich relevantes Thema ist und bleibt ein unschlagbares Gesamtpaket. Und wenn dann auch noch das Kommissar-Team so charmant ist wie im Saarland …
Sabine Timoteo
Ich kann mich da Lena nur anschließen. Ich bin immer wieder verblüfft, wie viele Menschen diese Reihe regelmäßig schauen. „Tatort“ hat schon was Ikonisches, schon allein der Vorspann ist Kult.
…und das Besondere am Saar-„Tatort?
Lena Urzendowsky:
Ich finde die Nähe zu Frankreich spannend, und ich denke, europäische Geschichten bereichern die deutsche Filmlandschaft. Außerdem bin ich ja langsam eine halbe Saarbrückerin: Seit drei Jahren in Folge durfte ich Premieren auf dem Filmfestival Max Ophüls Preis im Januar im Winter feiern. Umso schöner, mal im Sommer hier zu sein!
Sabine Timoteo:
Für mich ist jeder „Tatort“ einzigartig, ansonsten würde es nicht so viele davon geben. Aber abgesehen von Mord und Totschlag war ich täglich an der wunderbaren Saar spazieren, bin bei Regen und Sonne durch Saarbrücken geschlendert und oft gut essen gegangen, auch genießen kann man in Saarbrücken hervorragend.
Interview
Frankreich im neuen SR-„Tatort“
In „Das Ende der Nacht“ zieht es das Ermittlungsteam über die saarländische Landesgrenze ins benachbarte Frankreich. SR-„Tatort“-Redakteur Christian Bauer erklärt, warum.
Wenn wir über die Grenze gehen und Frankreich erzählen, dann liegt der Grund immer in der Geschichte. In diesem Fall geht es um eine Mutter-Tochter-Geschichte. Die junge Frau, im Film heißt sie Carla Radeck, ist deutsch-französisch aufgewachsen
und spricht beide Sprachen, genauso wie unsere Hauptkommissarin Esther Baumann,
die ebenfalls das Kind einer deutsch-französischen Beziehung ist. Der Plot legte uns nahe, den Ursprung unserer Handlung in Frankreich anzulegen, und dann muss natürlich auch in Frankreich ermittelt werden.
Und dann wird auch Französisch gesprochen?
Natürlich, und das finde ich sehr spannend. Das Saarland gilt ja als frankophil, aber meine Beobachtung ist, dass zwar die meisten Lothringer und Elsässer sehr passables Deutsch sprechen. Umgekehrt scheint mir das für die Mehrheit der Deutschen mit dem Französischen aber nicht zu gelten. Mein Französisch ist so gut, wie das unserer Figur Pia Heinrich (Filmzitat: ´Mein Französisch ist aber nur croissant, baguette, ca va?`). Esther Baumann dagegen spricht Französisch perfekt. Und damit lassen sich im Film durchaus skurrile Situationen herstellen. Und auch Carla und Beatrice Radek sprechen
untereinander, wenn es emotional wird, Französisch, wechseln aber auch immer wieder ins Deutsche, so wie es in mehrsprachigen Familien ja oft geschieht. Wenn wir alle diesseits und jenseits der Grenze nur Deutsch sprechen ließen, wäre das doch sehr unnatürlich.
Wird der SR-„Tatort“ auch künftig öfter nach Frankreich gehen?
Nur, wenn es dafür einen dramaturgischen Grund gibt. Wenn ein Völklinger Gebrauchtwagenhändler von einem Saarbrücker Kunden ermordet wird, warum sollten wir dann nach Frankreich gehen? Wir müssten dann ja irgendwas konstruieren. Keine Sorge, das war nur ein Beispiel und ist mitnichten ein neuer Plot. Es kommt dabei viel auf die Figuren an, auch auf die Episodenfiguren. Klar, Esther kann immer die französische Seite mit einbringen. Aber dafür muss es dann auch eine solche geben. Im
zweiten Fall ´Der Herr des Waldes` haben wir diese Seite von Esther ja etabliert. Da verhört sie zwei Minuten lang eine französische Mutter und Pia steht daneben und versteht nichts. Die Zuschauerinnen und Zuschauer verstehen durch die Untertitel die ganze emotionale Bandbreite des Gesagten. Und als Pia dann nachfragt, was die Mutter gesagt habe, antwortet Esther mit einem sehr kurzen Satz: ´Dass er seit sechs Jahren verschwunden ist und dass er stumm ist.` Solche Situationen, in denen die
Zuschauerinnen und Zuschauer mehr wissen als einige der handelnden Figuren, mag ich persönlich sehr. Und das kann man immer gut über die gesprochenen Sprachen spielen.
Die Regisseurin
„herausfordernde Actionszenen – vielfältige, beeindruckende Drehorte“
Der „Tatort“ Saarbrücken unterscheidet sich ja von vielen anderen „Tatorten“ durch eine besonders stark ausgeprägte horizontale Erzählstruktur, die parallel zum eigentlichen Fall verläuft oder sich mit diesem verwebt.
In diesem Fall haben die vorherigen Handlungen der beiden Hauptkommissare
Konsequenzen, die eine ihrer Kolleginnen in Lebensgefahr bringen.
Für meine Inszenierung war es entscheidend, dass diese Auswirkungen auf die Freundschaft der vier KommissarInnen immer auf einer zweiten Ebene spürbar sind.
Es ging darum, die Dynamik zwischen den Charakteren genauso packend zu erzählen
wie den eigentlichen Fall, da beide Ebenen ineinandergreifen und sich im besten Fall
gegenseitig verstärken: Die Schuldgefühle und gegenseitigen Vorwürfe sind allgegenwärtig. Es war ein großes Glück, mit einem so tollen Ensemble und großartigen Episodenrollen gesegnet zu sein. Auch am Set hätte ich mir kein besseres Team wünschen können. Die herausfordernden Actionszenen konnten in der kurzen Zeit und mit den beschränkten Mitteln nur dank der unglaublichen Leistung des Teams verwirklicht werden. Saarbrücken und seine Umgebung haben ihren Teil dazu beigetragen – mir war nicht bewusst, wie vielfältig und beeindruckend die Drehorte dieser Region sind.
Ich bin schwer begeistert!