Deutsch-Französischer Journalistenpreis 2023 verliehen (Foto: Florian Gaertner/photothek.de)

Deutsch-Französischer Journalistenpreis 2023 verliehen

  14.09.2023 | 19:00 Uhr

In einer feierlichen Zeremonie ist der Große Deutsch-Französische Medienpreis 2023 am Donnerstagabend an den Essayisten, Schriftsteller und Übersetzer Georges-Arthur Goldschmidt sowie an die Autorin Leïla Slimani vergeben worden. Darüber hinaus wurden Journalistinnen und Journalisten mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis in insgesamt fünf Kategorien ausgezeichnet.

Die Feierlichkeiten im ZDF-Hauptstadtstudio in Berlin standen ganz im Zeichen der aktuellen Entwicklungen in Europa. Darüber hinaus feiert der Deutsch-Französische Journalistenpreis in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.

Der DFJP-Vorstandsvorsitzende und Intendant des Saarländischen Rundfunks, Martin Grasmück, betonte, in einer Zeit, in der Kriege auch über die sozialen Medien geführt werden, komme den Qualitätsmedien in Europa eine zentrale Bedeutung zu. „Es ist unser Auftrag, Desinformations- und Propaganda-Kampagnen entgegenzuwirken und eine tiefgründig recherchierte, objektive wie verlässliche Berichterstattung zu gewährleisten“, so Grasmück. „Es geht darum, den gesellschaftlichen Dialog – auf allen Plattformen und innerhalb aller Altersgruppen – aufrechtzuerhalten und dort, wo die Gräben immer tiefer werden, mit Qualitätsjournalismus neue Brücken zu bauen.“

Anke Rehlinger zur Wichtigkeit des Journalismus

An der Zeremonie im ZDF-Hauptstadtstudio nahmen zahlreiche Ehrengäste aus allen gesellschaftlichen Bereichen teil. Die Bevollmächtigte für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen und Ministerpräsidentin des Saarlandes Anke Rehlinger sagte: „Unsere Demokratie braucht seriösen Qualitätsjournalismus. So wie die deutsch-französische Freundschaft Ursprung und Motor für das heutige Europa ist, so ist der deutsch-französische Journalistenpreis eine beispiellose Triebfeder für die gesellschaftliche und mediale Vernetzung der europäischen Länder.

Er schafft grenzüberschreitendes Bewusstsein für die Bedeutung von gutem und vertrauenswürdigem Journalismus – in einer Zeit, in der wir ihn brauchen wie nie zuvor.“ Weiter würdigte Rehlinger die herausragende Bedeutung des Deutsch-Französischen Medienpreises, der besondere Strahlkraft habe, denn: „Er überwindet Grenzen und Sprachbarrieren, schafft Wissen und Verständnis. Und er bedient sich dabei aller möglichen Formen. Ich gratuliere allen Preisträgern von Herzen und danke ihnen, ebenso wie allen Akteuren, für ihr Schaffen – nicht nur als Nachbarin und als Politikerin, sondern auch als überzeugte Europäerin.“

Pressefreiheit und Informationsqualität als Grundpfeiler

Die Staatsministerin für Europa und Klima und deutsch-französische Beauftragte Dr. Anna Lührmann hob hervor, dass Pressefreiheit, Zeitungsvielfalt und Informationsqualität wesentliche Grundpfeiler von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit seien. „Als Beauftragte für Deutsch-Französische Zusammenarbeit freue ich mich sehr, dass deutsche und französische Medien seit inzwischen 40 Jahren herausragende journalistische Beiträge zu deutsch-französischen und europäischen Themen auszeichnen. Angesichts der aktuellen Bedrohungen für Pressefreiheit ist diese deutsch-französische Initiative essenziell.“

Darüber hinaus unterstrich der französische Botschafter in Deutschland François Delattre die Bedeutung von Qualitätsjournalismus für das soziale Miteinander und eine faire Debattenkultur: „Seit nunmehr 40 Jahren würdigt der Deutsch-Französische Journalistenpreis das Engagement von Journalistinnen und Journalisten, die sich für eine Grundfreiheit einsetzen, ohne die eine demokratische Gesellschaft blind wäre: die Informationsfreiheit.

Es ist kein Zufall, dass Frankreich und Deutschland gemeinsam einen Preis ins Leben gerufen haben, um die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten zu würdigen, die mit ihren Untersuchungen, Reportagen und Dokumentationen den Menschen in unseren Ländern helfen, die Welt so zu sehen, wie sie ist. Unsere beiden Länder wissen, wie essenziell Pressefreiheit und Medienpluralismus sind und haben sich in ihrem internationalen Wirken deren Schutz auf die Fahnen geschrieben.“

Wer wird ausgezeichnet?

Mit dem Großen Deutsch-Französischen Medienpreis werden alljährlich Persönlichkeiten oder Organisationen ausgezeichnet, die sich in herausragender Weise um die deutsch-französische und europäische Verständigung verdient gemacht haben.

Georges-Arthur Goldschmidt, geb. 1928 in Reinbek bei Hamburg, emigrierte als Kind zunächst nach Italien und später nach Frankreich. Für sein umfangreiches Werk als Autor und Übersetzer wurde er u. a. mit dem Nelly-Sachs-Preis und der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Georges-Arthur Goldschmidt hat zeitlebens gegen das Vergessen angeschrieben und die historische Verantwortung Deutschlands und das Verbrechen des Antisemitismus in all seinen Konsequenzen für nachfolgende Generationen beschrieben und festgehalten. Seine autobiographische Erzählweise und seine klare Sprache machen ihn zu einem der bedeutendsten, noch lebenden Zeitzeugen des Holocaust im 20. Jahrhundert.

Die französisch-marokkanische Autorin Leïla Slimani, geb. 1981, gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Frankreichs. Ihre Bücher sind internationale Bestseller. Slimani, in Rabat geboren, wuchs in Marokko auf und studierte an der Pariser Eliteuniversität Sciences Po. Für den Roman Dann schlaf auch du wurde ihr der renommierte Prix Goncourt zuerkannt. Schaut, wie wir tanzen ist nach Das Land der Anderen der zweite Teil einer Romantrilogie, die auf der Geschichte ihrer eigenen Familie im Elsass beruht.


Die journalistischen Preisträger des Jahres 2023:

• Kategorie „Newsformate“: Nadia Pantel – „Wer’s glaubt“, Süddeutsche Zeitung
• Kategorie „Dokumentation“: Ulrike Bremer – „Du gehörst mir! – Das Muster der Frauenmorde“, ARTE / Hessischer Rundfunk
• Kategorie „Investigation“: Pierre-Stéphane Fort – « Qatar 2022, un scandale français ? », France 2
• Kategorie „Spezialpreis“: Jens Strohschnieder – „Weinen werden wir später – Junge Ukrainer und der Krieg“, ZDF
• Kategorie „Nachwuchs“: Lea Weinmann – „Was geschah am Grenzzaun von Melilla?“, Süddeutsche Zeitung


Der Deutsch-Französische Journalistenpreis gehört zu den wichtigsten Medienpreisen Europas. Die prämierten Beiträge stellen nach Auffassung der Jury exzellente Beispiele für Qualitätsjournalismus dar und tragen so zu einem besseren Verständnis von gesellschaftlichen Zusammenhängen in Deutschland, Frankreich und in ganz Europa bei.

Moderiert wurde die Preisverleihung von dem Journalisten und Autor Nils Minkmar.

Im Vorfeld der Preisverleihung hat die Stiftung Genshagen in der Landesvertretung des Saarlandes ein Europagespräch zum Thema Migration: im Herzen der Geschichte und Zukunft Europas mit der Medienpreisträgerin Leïla Slimani, Naika Foroutan, Leiterin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) und Armin Laschet, MdB, Ministerpräsident a.D. veranstaltet.

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