„Penichen, Treidelschiffe und ´Es Gutzje`
Fluss- und Kanalgeschichten sellemols“ am Montag in „Sellemols“ im SR Fernsehen
Das Bild der Saar hat sich in den vergangenen 60 Jahren stark verändert: Viele Industriehäfen und Werften sind verschwunden, der Fluss ist sauberer geworden, und seine Ufer sind heute gern genutzte Freizeitreviere. Sellemols zeigt uns den Fluss und den Saar-Kohle-Kanal - wie es früher einmal war.
"Wie e Schneck, es Haus bei uns" – so beschrieb eine der letzten Saarschifferfamilien Anfang der 1990er Jahre ihr Leben auf der Peniche. Wo heute Freizeitschiffer im Sommer zur Entspannung schippern, fuhren die Salms regelmäßig von Großblittersdorf nach Straßburg und zurück, beladen mit Kohle, Sand oder Kies. Sie kannten die Strecke wie ihre Westentasche. Auf einer dieser Fahrten begleitete sie ein Filmteam des SR und erhielt Antworten auf die Fragen: Wie ist der Alltag unterwegs, wo legen die Schiffer am liebsten am Abend an, an welchen Schleusen wird noch wie früher ein Rouge mit dem Eclusier, dem Schleusenmeister getrunken?
Instandgehalten wurden die Kähne der Saarschiffer von vier Werften. Der Trend zur Motorisierung der Saar-Treidelschiffe, die zuvor von Pferden gezogen wurden, und zum Bau moderner Lastkähne brachte ihnen einen Aufschwung. Der Film aus dem SR-Archiv zeigt, wie in der Werft bei Burbach ein Dieselmotor in einen Schleppkahn eingebaut und ein modernes Güterschiff gebaut wird. Drei bis vier Monate dauerte der Neubau, Kosten: 160 000 DM. Die Schiffseigner konnten an den Plänen mitarbeiten und legten sogar Hand beim Flechten von Drahtseilen an.
Heute werden Flüsse und Flussufer von gestressten Städtern gerne als Ruhezonen genutzt; in den 1950er und 1960er Jahren waren die Flüsse vor allem Transportwege und dienten zur Entsorgung von Abwässern. Die Saar gehörte damals zu den zu den schmutzigsten Flüssen Deutschlands, viele Haushalts- und Industrieabwässer wurden ungeklärt eingeleitet. Gifte wie Phenol und Schwefelsäure, Fette, Öle und Krankheitserreger wie Typhusbakterien und Polioviren fanden sich im Wasser. Deshalb wurde das Baden in der Saar 1957 strengstens verboten, doch viele Saarländer hielten sich nicht daran.
Eine Attraktion aus vergangener Zeit
Wie ein Relikt aus vergangenen Zeiten wirkte damals schon ein kleines Motorboot, das tagein tagaus bei Saarbrücken die Saar entlang schipperte – vom Alten Hafen hinter der Kongresshalle bis zur Undine, vorbei an der Berliner Promenade, dem Kummersteg, dem damaligen Stadttheater und an vielen Baustellen. Für Ausflügler eine Attraktion, hatte das „Gutzje“ an normalen Tagen allerdings kaum Passagiere. Dabei bot es in seiner Gemächlichkeit viele ungewohnte Blicke auf die Stadt. Außerdem hatte das Gutzje eine berühmte Vergangenheit, fuhr es doch einst als „Mainau“ auf dem Bodensee und auf der Donau als „Ulmer Spatz“.
Als Rote und Weiße Saar entspringt der Fluss am Fuß in den Nordvogesen. Bei Hermelange, einige Kilometer südlich von Sarrebourg, fließen die beiden Quellflüsse zusammen. Ein kleiner Abstecher führt uns die Rote Saar aufwärts bis zum sagenumwobenen Berg Donon.
Am Montag, 1. Mai, 19.15, in "Sellemols" im SR Fernsehen.