Georges Perec (Foto: IMAGO / Leemage)

Georges Perecs Hörspiele für den Saarländischen Rundfunk

  02.03.2022 | 15:12 Uhr

Anlässlich des morgigen 40. Todestags von Georges Perec (3. März 1982) stellt der Saarländische Rundfunk (SR) in Kooperation mit der Pariser Association Georges Perec die sechs SR-Hörspiele des Autors dauerhaft auf seiner Internetseite SR.de online - mit Texten in deutscher und französischer Sprache.


Sie verband eine besondere Beziehung: den berühmten französischen Autor Georges Perec (1936 – 1982) und seinen deutschen Übersetzer Eugen Helmlé aus dem saarländischen Sulzbach. Helmlé war es auch, der den Franzosen Ende der 1960er Jahre zum Hörfunk brachte: „Radio Saarbrücken [steht] zumindest in dem Ruf, sehr gute Hörspielinszenierungen zu machen. "Ihr Problem sind die Autoren", schreibt Helmlé im Frühjahr 1967 an seinen Freund in Paris und ermuntert ihn, ein Stück zu schreiben: „Sie suchen französische Autoren, die gewillt wären, vom traditionellen Weg abzuweichen. Unter den französischen Schriftstellern, die zu einem neuen Schreiben fähig wären, sehe ich eigentlich nur Sie.“ Einige Monate später reicht Perec in Saarbrücken das Konzept zu „Die Maschine“ ein, das dann von Helmlé nach dem Bauplan seines Freundes in deutscher Sprache ausgearbeitet und zu einem berühmten Beispiel für das Neue Hörspiel werden sollte.

Nahezu alle Hörspiele Perecs entstanden in solch enger Zusammenarbeit zwischen den beiden Freunden von Seine und Saar. Dabei überwindet Perec mehr als Landesgrenzen: Sein Vater wurde 1940 im Krieg gegen Nazideutschland tödlich verwundet, seine jüdische Mutter 1943 deportiert und vermutlich in Auschwitz umgebracht. Vorher gelingt es ihr, ihren siebenjährigen Sohn in Sicherheit zu bringen. Dass der erwachsene Georges Perec kaum 20 Jahre nach dem Krieg einen Deutschen zum Freund hat, mehrmals an die Saar reist und sich dort wohl und heimisch fühlt, grenzt an ein Wunder.

Einblick in Perecs Schaffen

Die Stücke, die nun für das Radio entstehen, geben auch heute noch einen besonderen Einblick in Perecs Schaffen, sind mal heiter, mal grotesk, mal streng formal und dabei dennoch gewitzt und gesellschaftskritisch, oft geschrieben und produziert nach den Regeln der OuLiPo (Werkstatt für potentielle Literatur), die die Sprache selbst zum Akteur werden lässt. Auch die Musik wird, mit der Einbeziehung des französischen Komponisten Philippe Drogoz, wichtiger Bestandteil der Hörspielarbeit.

Georges Perec, bekannt geworden mit sprachspielerischen Romanen wie „Das Leben – Gebrauchsanweisung“ oder „Anton Voyls Fortgang“, in dem der Vokal „e“ nicht vorkommt und deren kongenialer Übersetzer Eugen Helmlé war, zählt in Frankreich zu den bedeutendsten Schriftstellern der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Indem diese sechs Hörspiele auf einer Website zugänglich gemacht werden, erschließt der SR auch dem französischen Publikum eine bislang im Nachbarland weitgehend unbekannte Facette von Georges Perecs Schaffen.

www.sr.de/georges-perec

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