Deutsch-Französischer Medienpreis für ESA-Astronauten
Matthias Maurer und Thomas Pesquet ausgezeichnet
In einer feierlichen Zeremonie sind am Donnerstagabend zum 36. Mal der Deutsch-Französische Journalistenpreis (DFJP) sowie der Große Deutsch-Französische Medienpreis an die Europäische Weltraumorganisation ESA und die beiden Astronauten Matthias Maurer und Thomas Pesquet verliehen worden.
Die Zeremonie fand unter den geltenden Corona-Auflagen auf Einladung des deutsch-französischen Kulturbevollmächtigen, Armin Laschet, in der Vertretung des Landes Nordrhein-Westfalen in Berlin statt, nachdem sie im vergangenen Jahr wegen der Pandemie abgesagt werden musste.
Martin Grasmück zur diesjährigen Preisverleihung
Der DFJP-Vorstandsvorsitzende und Intendant des Saarländischen Rundfunks, Martin Grasmück, betonte zu Beginn, Wissenschaft und Qualitätsmedien verbinde in vielen Bereichen das gleiche Selbstverständnis: „Beide stehen für Erkenntnis statt Spekulation, für Forschung und Recherche statt Leugnung von Fakten und die Verbreitung von Verschwörungstheorien.“
Die ESA verkörpere darüber hinaus wie kaum eine andere Institution die Notwendigkeit zur europäischen und internationalen Zusammenarbeit. Grasmück wörtlich: „Ein Deutscher und ein Franzose, beruflich wie privat befreundet, gemeinsam auf der ISS, ein schöneres Symbol für die deutsch-französische Zusammenarbeit kann es aktuell kaum geben.“
Zu den Preisträgern: Thomas Pesquet – Astronaut und Influencer und Matthias Maurer kurz vor seinem Start Ende Oktober
Der Franzose Thomas Pesquet befindet sich bereits seit April auf der Internationalen Raumstation ISS, sein deutscher Kollege Matthias Maurer wird ihm Ende Oktober folgen. Er sehe seiner Mission „Cosmic Kiss“ mit großer Vorfreude entgegen.
Matthias Maurer wird sich an Bord einer Kapsel des privaten US-Weltraumunternehmens SpaceX auf den Weg ins All machen. Er fühle sich geehrt, gemeinsam mit Thomas Pesquet für seine Arbeit und die Kooperation mit den Medien ausgezeichnet zu werden. „Als gebürtiger Saarländer war ich schon immer eng mit den französischen Nachbarn verbunden. Vor diesem Hintergrund demnächst zu meinem Freund und Kollegen Thomas ins Weltall zu fliegen, ist für mich das absolute deutsch-französische Highlight!“
Wissenschaft ist auf Qualitätsjournalismus angewiesen
Für den Generaldirektor der ESA, Dr. Josef Aschbacher, unterstreicht die Auszeichnung mit dem Großen Deutsch-Französischen Medienpreis, wie wichtig die Erdbeobachtung, die wissenschaftliche Arbeit der Astronauten sowie die Berichterstattung darüber sind, um die aktuellen Herausforderungen der Menschheit zu bewältigen.
„Thomas Pesquet ist in den sozialen Netzwerken weltweit einer der am meisten beachteten Astronauten und mit seinen Videos, Bildern und Kommentaren von der ISS begeistert er derzeit das Publikum, vor allem in Frankreich.“ Zugleich kündigte Dr. Aschbacher an, dass der Franzose auf seiner zweiten Mission im All Anfang Oktober von dem Japaner Akihiko Hoshide das Kommando auf der Internationalen Raumstation übernehmen wird.
Armin Laschet betont die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit
Der Bevollmächtigte für die deutsch-französischen Kulturbeziehungen und nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet, beglückwünschte alle Preisträgerinnen und Preisträger und forderte dazu auf, trotz vieler Anfeindungen gegen Journalistinnen und Journalisten in jüngster Zeit, in dem Bemühen um Aufklärung nicht nachzulassen. Dazu gehöre auch, unbequeme Wahrheiten auszusprechen.
Zudem betonte er die Bedeutung internationaler Zusammenarbeit: „Europäische und internationale Wissenschaftskooperation, Forschung im Dienste der Menschheit und lebendiger Dialog mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern – all das verkörpert die Europäische Weltraumorganisation ESA und mit ihr das deutsch-französische Astronautenduo Thomas Pesquet und Matthias Maurer. Mit ihrer Zusammenarbeit wird die deutsch-französische Freundschaft erstmalig auch ins Weltall getragen.“
DFJP auch bedeutsam für individuelle Freiheiten
Bundesaußenminister Heiko Maas verwies auf die aktuellen Entwicklungen in vielen Teilen der Welt: „Dort, wo die Pressefreiheit unter die Räder kommt, sind auch die individuellen Freiheiten in höchster Gefahr. Darum ist der Deutsch-Französische Journalistenpreis für uns so wichtig. Er fördert kritischen Qualitätsjournalismus und stärkt unsere Demokratie. Und darum unterstützt das Auswärtige Amt diesen Preis.“
Die französische Kulturministerin, Roselyne Bachelot, betonte die Bedeutung der ESA für die Wissensvermittlung gerade an die jüngere Generation. „Die Arbeit der Astronauten auf der ISS ist ein wunderbares Beispiel dafür, was Europa leisten kann, und sie ist zugleich ein Symbol für wissenschaftliche Expertise im Kampf gegen Manipulation und Desinformation“, so die Ministerin.
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2021
Die Auszeichnungen in den journalistischen Kategorien wurden für herausragende Leistungen in den Jahren 2020 und 2021 in den Kategorien Textbeitrag, Multimedia, Video, Audio und Nachwuchs vergeben.
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2021 sind:
- Kategorie Video: Alain de Halleux für „Le grain de sable dans la machine / Corona: Sand im Weltgetriebe“, ARTE/RTBF
- Kategorie Audio: Carolin Dylla, Katrin Aue für „Europas Corona-Grenzen: Ein Feature über Abschottung, Misstrauen und Solidarität“, Saarländischer Rundfunk
- Kategorie Text: Eva Schläfer für „Der französische Patient“, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
- Kategorie Multimedia: Kseniya Halubovich für „Biélorussie: chronique d'une révolution / Belarus: Tagebuch einer Revolution“, https://www.arte.tv/de/videos/094279-128-A/2-september-solidaritaet-mit-inhaftierten-journalisten
- Kategorie Nachwuchs (in der Kategorie Text): Julien Duez, Adrien Candau für „Schaffer d’État“, So Foot
Die Preisträgerinnen und Preisträger des Jahres 2020
Für das vergangene Jahr 2020 wurden ausgezeichnet:
- Kategorie Video: Fabienne Hurst, Julian Feldmann und Robert Bongen für „Das ungesühnte SS-Massaker: Ein französisches Dorf kämpft um Gerechtigkeit“, ARTE/NDR
- Kategorie Audio: Leslie Benzaquen für „L'affaire des 450 tableaux“, Apple Podcasts/Spotify/Deezer/Acas
- Kategorie Text: Elise Madeleine Glöckner, Veronika Lintner, Jonas Voss und Julian Würzer für „Europa 2019. Eine Reise“, Augsburger Allgemeine
- Kategorie Multimedia: CORRECTIV, Frontal21/ZDF & 33 weitere Medien für „Grand Theft Europe“, https://correctiv.org/top-stories/2019/05/06/grand-theft-europe
- Kategorie Nachwuchs(in der Kategorie Audio): Anaelle Abasq, Alexia Echerbault, Lara Gohr, Thabo Huntgeburth, Lukas Knauer, Louise Pillais, Mathilde Pires, Meret Reh, Camille Sarazin und Ramona Westhof für „Plus chaud que le climat – Heißer als das Klima“, DLF Kultur
Wichtigster Medienpreis Europas
Der Deutsch-Französische Journalistenpreis gehört zu den wichtigsten Medienpreisen Europas. Die prämierten Beiträge stellen nach Auffassung der Jury exzellente Beispiele für Qualitätsjournalismus dar und tragen so zu einem besseren Verständnis von gesellschaftlichen Zusammenhängen in Deutschland, Frankreich und in ganz Europa bei.
Moderiert wurde die Preisverleihung von Dörthe Eickelberg und Pierre Girard. Die französische Sängerin „Vanille“, die soeben ein neues Album veröffentlicht hat, untermalte die Zeremonie musikalisch. Zu Ehren der Preisträgerinnen und Preisträger lud die Botschafterin Frankreichs, Anne-Marie Descôtes, die Gäste der Preisverleihung im Anschluss an die Zeremonie zu einem Empfang ein.
Historische Einordnung und Mitglieder des Preises
Der Deutsch-Französische Journalistenpreis (DFJP) wurde 1983 zum 20. Jubiläum des Élysée-Vertrages zwischen Deutschland und Frankreich ins Leben gerufen. Er gehört heute zu den wichtigsten Medienpreisen in Europa.
Mitglieder sind der Saarländische Rundfunk (SR) als Federführer, Deutschlandradio, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF), France Télévisions, ARTE, Deutsche Welle (DW), France Médias Monde, Le Républicain Lorrain, Deutsches Städte-Network (DSN), Radio France, Saarbrücker Zeitung, Tageblatt, Google Deutschland GmbH, SaarLB, Kalodion GmbH, Gustav-Stresemann-Institut (GSI), Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW), Deutsch-Französische Hochschule (DFH), Fondation Robert Schuman und die Stiftung Genshagen.
Alles rund um den Deutsch-Französischen Journalistenpreis finden Sie auf der Webseite dfjp.eu.