Der Übersetzer Andreas Jandl (Foto: Privat)

Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2021 geht an Andreas Jandl

  26.07.2021 | 14:12 Uhr

Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und des Saarländischen Rundfunks würdigt das Andenken des bedeutenden Sulzbacher Übersetzers und Autors. Im Jahr 2021 geht der vom SR initiierte Preis an den deutschen Übersetzer Andreas Jandl.

Andreas Jandl überträgt frankophone Literatur aus unterschiedlichsten literarischen Universen ins Deutsche und offenbart damit die Vielfalt seiner Übersetzerkunst: Romane wie "Nachts ist unser Blut schwarz" des internationalen Bookerpreisträgers 2021, David Diop, der vom Schicksal senegalesischer Soldaten im Ersten Weltkrieg erzählt und sich einer märchenartigen Sprache bedient oder die verspielt-raffinierten Texte des Kanadiers Nicolas Dickner, dessen Werke Jandl seit Jahren übersetzt.

Sprachliche Genauigkeit

Seine Übertragungen zeichnen sich durch ein ausgeprägtes Gefühl für Rhythmus sowie durch sprachliche Genauigkeit einerseits und einen freien Umgang mit der Sprache andererseits aus.

Über seine Tätigkeit als Übersetzer hinaus engagiert sich Andreas Jandl für die Verbreitung der Québecer Literatur im deutschen Sprachraum. Bei uns unbekannte kanadische Autorinnen und Autoren waren es, die in ihm vor über zwanzig Jahren den Wunsch weckten, Übersetzer zu werden.

Übersetzungen aus dem Englischen und Französischen

Andreas Jandl, geboren 1975 in Esslingen, studierte Anglistik, Romanistik und Theaterwissenschaften in Berlin, London und Montréal. Seit 2000 arbeitet er als Redaktionsassistent, Dramaturg und Übersetzer aus dem Englischen und Französischen und überträgt Romane und Theaterstücke unter anderem von David Diop, Nicolas Dickner, Michael Mackenzie, Gaétan Soucy oder Elisa Shua Dusapin. Mit "Den Sankt-Lorenz entlang bis ans Ende der Welt" widmete er seiner Kanada-Leidenschaft ein eigenes Buch.

Verständnis und Mitgefühl

"Eine rundum gelungene Übersetzung schafft es unter anderem kulturelle Besonderheiten, die nicht übersetzbar sind, so zu transportieren, dass die Leserinnen und Leser diese auf Anhieb verstehen und mitfühlen können", sagte SR-Intendant Martin Grasmück.

"Dies ist auch ein wesentlicher Bestandteil unseres Auftrags: Die tägliche Berichterstattung in den Programmen des Saarländischen Rundfunks über die und aus der Grenzregion sorgt für ein besseres Verständnis der Nachbarn untereinander und fördert den Zusammenhalt – gerade auch wenn die Zeiten schwierig sind."

Kulturelle Verbindung zwischen Deutschland und Frankreich

Oswald Bubel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ME Saar ergänzte: "Das Saarland ist unserem Nachbarland Frankreich seit vielen Jahren eng verbunden, so dass Grenzen kaum noch wahrgenommen werden. Der kulturelle Austausch gehört zu dieser Verbindung dazu. Wir freuen uns, dass mit Andreas Jandl in diesem Jahr ein Übersetzer geehrt wird, der mit Romanen, Essays oder auch Theaterstücken unterschiedliche Formen der Literatur überträgt und so Menschen dies- und jenseits der Grenze mit einem sehr breiten Spektrum an der Kultur des Nachbarlandes teilhaben lässt."

Der Bürgermeister der Stadt Sulzbach, Michael Adam betonte: "Eugen Helmlé war in unserer Stadt beheimatet und verwurzelt. Ich bin daher sehr stolz, dass mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis die Bedeutung seines Lebenswerkes noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt wird. Es sind so besondere Menschen wie Eugen Helmlé, die eine Stadt wie Sulzbach nicht nur interessant, sondern auch weit über die Grenzen unseres Landes hinaus bekannt, und gleichzeitig die besondere Beziehung zu unseren französischen Nachbarn und die kulturelle Verbindung mit Frankreich deutlich machen. Dem neuen Preisträger Andreas Jandl gratuliere ich ganz herzlich."

Bisherige Preisträger im Überblick

Die Jurorinnen des Eugen-Helmlé-Übersetzerpreises 2021 waren die Berliner Journalistin Susanne von Schenck, die Literaturbeauftragte der Direction Régionale des Affaires Culturelles (DRAC) der Region Grand Est in Metz, Colette Gravier, und Literaturredakteurin Tilla Fuchs (Saarländischer Rundfunk).

Die bisherigen Preisträger waren:

  • Tobias Scheffel (2005)
  • Claude Riehl (2006)
  • Andrea Spingler (2007)
  • Nicole Bary (2008)
  • Lis Künzli (2009)
  • Olivier Le Lay (2010)
  • Holger Fock und Sabine Müller (2011)
  • Alain Lance und Renate Lance-Otterbein (2012)
  • Jürgen Ritte (2013)
  • Cécile Wajsbrot (2014)
  • Hinrich Schmidt-Henkel (2015)
  • Anne Weber (2016)
  • Simon Werle (2017)
  • Olivier Mannoni (2018)
  • Sonja Finck (2019)
  • Corinna Gepner (2020)

Die Verleihung findet statt am Dienstag, 7. September, 19.00 Uhr, im Studio Eins des Saarländischen Rundfunks. Coronabedingt nur mit vorheriger Anmeldung.

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