"SAARTHEMA" zu Regionalbahnen

Die Bahn setzt nur noch auf die großen Trassen und vernachlässigt die Fläche. Dieser Vorwurf kommt nicht nur von Eisenbahn-Romantikern, sondern zunehmend aus der Politik, die einst die Privatisierung und Gewinnorientierung des Staatskonzerns selbst propagiert hatte. 

Die immer schlechtere Anbindung des Saarlands an die großen Wirtschaftszentren ist dafür ein trauriges, aber typisches Beispiel. Auch im Regionalverkehr verfallen Bahnhöfe und Infrastruktur. Alte Verkehrswege werden heruntergewirtschaftet, während an anderer Stelle viele Milliarden in hoch umstrittene Prestigeobjekte versenkt werden.

Die Zukunft der Niedtal-Bahn

Schon lange ist die Niedtal-Bahn bedroht, die Strecke von Dillingen durch das Niedtal bis Frankreich. Sie wäre auch ein Kernstück einer besseren Bahnverbindung nach Luxemburg. Früher fuhren hier auch Güterzüge. Seit Jahren befürchtet man, dass die Strecke keine große Zukunft mehr haben wird. Bahn-Spediteur Michael Fries will das nicht hinnehmen.

Er will wieder Güterzüge auf diese Strecke bringen, um die Straßen zu entlasten. Die Bahnstrecke ist auch rund 80 Kilometer kürzer als der Transport mit LKW. Zusammen mit einem französischen Partner betreibt Michael Fries Züge, die Kalk aus Verdun ins Stahlwerk nach Dillingen an der Saar holen. Und er hat noch andere Kunden, die gerne auf die Schiene wechseln würden. Deshalb sucht er auch in Frankreich Unterstützung. Beim Bürgermeister von Bouzonville zum Beispiel. Auch Denis Paysant will die Strecke auf beiden Seiten der Grenze wiederbeleben. Für den Personen- und den Güterverkehr.

Und er träumt von einer Trasse Saarbrücken, Dillingen, Rehlingen-Siersburg, Busendorf, Thionville, Luxemburg. So ließen sich die enormen Staus im Grenzverkehr auf den Autobahnen verringern.

Doch die Zentralen der Deutschen Bahn und der französischen SNCF sind weit weg und interessieren sich im wahrsten Sinne des Wortes nur sehr am Rande für solche Projekte. Der Schwarze Peter wird an die Politik weitergereicht. Deshalb sucht der Bahnspediteur Michael Fries auch Bündnispartner in Luxemburg.

Der Kahlschlag seit der Bahnreform

Auch die Nebenstrecke im Primstal ist hoch gefährdet. Aktuell wird sie nur noch für Gütertransporte genutzt; bald könnte sie endgültig stillgelegt werden. Sie müsste komplett saniert werden, was die Bahn nicht bezahlen will. Auch an Personenverkehr ist sie nicht interessiert.

Der Unternehmer Michael Fries ist selbst überrascht, wie groß die Nachfrage der Kunden ist. Für ihn ein weiterer Beweis dafür, dass der Kahlschlag seit der Bahnreform ein Fehler war. Unter anderem transportiert er mit seiner Firma BahnLogistic tausende von Tonnen Bandstahl- und Stahldrahtrollen zur Firma Meiser. Die Bahn hatte die 15 Kilometer lange Nebenstrecke schon aufgegeben. Die Unternehmen müssen sich jetzt auch um die Instandhaltung kümmern, haben beispielsweise den Bahnübergang erneuert.

Doch bald steht eine Generalsanierung an. Wer wird die bezahlen? Und was passiert, wenn die Bahn wirklich aussteigt? Dann müssten jährlich 140.000 Tonnen Ladung zusätzlich durch die Dörfer bugsiert werden. Ein Alptraum für die Anwohner - und ein täglicher Stresstest für das lokale Straßennetz. Dessen Sanierung würde dann wieder vom Staat übernommen…

Das SAARTHEMA im SR

Im Anschluss an den Film diskutiert und vertieft Norbert Klein das Thema mit zwei Gästen im Studio:

•    Denise Federspiel, die Landesgeschäftsführerin der Gewerkschaft Eisenbahn und Verkehr (EVG) Saarland und
•    Markus Tressel, Landesvorsitzender und Bundestagsabgeordneter der Grünen (Mitglied unter anderem in den Ausschüssen für Tourismus, Verkehr und d igitale Infrastruktur)

Das "SAARTHEMA" am Donnerstag, 31. Oktober, 20.15 Uhr, im SR Fernsehen: "Regionalbahnen auf dem Abstellgleis? Der Kampf um die Nied- und Primstalbahn"

Autor: Hermann G. Abmayr (SWR/SR)
Redaktion: Harald Kirchner (SWR)
Wolfgang Wirtz-Nentwig (SR)