Der Schöpfer der „Straße des Friedens – Straße der Skulpturen durch Europa“
Der Bildhauer Leo Kornbrust wird 90 Jahre alt – Der Saarländische Rundfunk sendet ausführliche Radio- und Fernsehporträts
Der weit über die Grenzen des Saarlandes bekannte, renommierte Bildhauer Leo Kornbrust aus St. Wendel-Baltersweiler feiert am Samstag, 31. August, seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass senden SR 2 KulturRadio und das SR Fernsehen ausführliche Porträts über den Ehrenbürger der Stadt. Autorin ist Gabi Heleen Bollinger, die auch über den saarländischen Dichter Johannes Kühn, den früheren Saarbrücker Rabbiner Schlomo Rülf und den in Saarbrücken geborenen Komponisten Tzvi Avni für den Saarländischen Rundfunk (SR) beeindruckende filmische Porträts erarbeitet hat.
Ihr Film „Der Plan des Bildhauers – Eine Straße des Friedens für Otto Freundlich“ ist am kommenden Donnerstag, 15. August (Mariä Himmelfahrt), 18.15 Uhr, im SR Fernsehen zu sehen.
Am Tag des Geburtstags von Leo Kornbrust, am Samstag, 31. August, 9.05 Uhr, sendet SR 2 KulturRadio in der Reihe „HörStoff“ die Sendung „Kein Zaun, keine Mauer – Der Bildhauer Leo Kornbrust“.
Auf dem Titelblatt des Nazi-Katalogs „Entartete Kunst“ aus dem Jahr 1937 ist eine seiner Plastiken abgebildet: Otto Freundlich, deutsch-jüdischer Maler und Bildhauer in Paris. Freundlich hatte die Vision einer Weltgemeinschaft und wollte Skulpturenstraßen durch Europa bauen. 1943 schickten die Nazis ihn in den Tod. Die Idee hat überlebt. Seit Jahrzehnten arbeitet der Bildhauer und frühere Professor an der Akademie der Bildenden Künste in München, Leo Kornbrust, an einer Skulpturenstraße von Paris bis Moskau. An dem Vorhaben beteiligen sich Künstler und Bildhauersymposien aus ganz Europa. Mehr als sechshundert Skulpturen sind so bisher entstanden.
Spuren in ganz Europa
Gabi Heleen Bollinger hat Leo Kornbrust bei der Realisation seiner Utopie beobachtet und ihn auf seinen Reisen begleitet. Für sein Projekt hat sich Kornbrust an die Lebensorte des ermordeten Bildhauers begeben: Eine verlorene Spur wird wieder entdeckt. In Freundlichs heute polnischem Heimatort Slupsk hat ein polnischer Bildhauer eine Skulptur für die „Straße des Friedens“ geschaffen. Am Pariser Montmartre wohnte und arbeitete Freundlich im Bateau Lavoir unter einem Dach mit Künstlern wie Picasso und Braque. Ab 1940 verbarg er sich mit seiner Frau in dem Pyrenäen-Dorf Saint-Martin-de-Fenouillet. 1943 wurde er denunziert, verhaftet und in Sobibor ermordet. Kornbrust trifft den Enkel des Kollaborateurs, der ihn verraten hat: Der Enkel ist heute selbst Maler und will an der Straße des Friedens mitarbeiten.
Den nach allen Seiten offenen Anbau seines Wohnhauses lässt Leo Kornbrust jetzt wetterfest herrichten. Er will seine nicht verkauften Skulpturen aus dem Atelier in St. Wendel-Alsfassen nach Baltersweiler holen, an die Damra, seinem Zuhause. Der zukünftige Nachlass des Bildhauers zeigt den skulpturalen Weg von der Kopfplastik zu einem aufs Mark entfleischten verletzbaren Stein, der sogenannten „Inneren Linie“, bis hin zur Conclusio seines Schaffens, der „Straße des Friedens“. Dem Zerstörungstrieb der Menschen antwortet Leo Kornbrust mit fast siebzig Jahren konstruktiver Bildhauerarbeit. Durch einen Schlaganfall wird Leo Kornbrust 2013 aus der Arbeit gerissen, er muss Hammer und Meißel beiseitelegen. Die Straße des Friedens hat der Bildhauer jüngeren Initiatoren übergeben, das non-finite Kunstwerk geht weiter, über Grenzen und Generationen.
Die Lyrikerin Felicitas Frischmuth-Kornbrust dichtete zu dem Werk ihres Mannes: „mit kleinem Gepäck aus der Damra in die Welt, kein Zaun keine Mauer.“