Der "Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis 2019" geht an Sonja Finck
Der mit 10.000 Euro dotierte Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis der Stiftung des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie des Saarlandes (Stiftung ME Saar), der Stadt Sulzbach und des Saarländischen Rundfunks (SR) würdigt das Andenken des bedeutenden Sulzbacher Übersetzers und Autors. In diesem Jahr geht der vom SR initiierte Preis an die deutsche Übersetzerin Sonja Finck.
Arbeiten von Sonja Finck
Sonja Finck überträgt frankophone Literatur ins Deutsche, die verschiedenen Sphären und Kontexten entstammt: Die von ihr übersetzten Autorinnen und Autoren kommen zum Beispiel aus Nordafrika, Kanada oder Frankreich. Ihre Werke weisen darüber hinaus sehr unterschiedliche Sprachregister auf, für die Sonja Finck jeweils treffende Entsprechungen findet, wenn sie Bücher unter anderem von Annie Ernaux, Jocelyne Saucier oder Wajdi Mouawad ins Deutsche überträgt. Ihre Übersetzungen zeugen von intensiver Auseinandersetzung mit Werk und Autor.
Einige Romane hat sie selbst für deutsche Verlage entdeckt, zum Beispiel "Fever" der in den USA geborenen frankophonen Autorin Leslie Kaplan oder die Bücher der in Québec lebenden Schriftstellerin Jocelyne Saucier. Häufig engagieren sich von ihr ausgewählte Autorinnen und Autoren über ihre Werke hinaus: Annie Ernaux verbindet Literatur und Soziologie, Kamel Daoud ist Schriftsteller und kritischer Journalist, Mathias Malzieu komponiert Romane und Rockmusik. Die Arbeit von Sonja Finck endet nicht mit der Rekreation eines Textes in einer anderen Sprache: Sie lädt auf ihre Art dazu ein, an den großen Debatten und aktuellen Fragen unserer Gegenwart teilzuhaben.
Leben von Sonja Finck
Sonja Finck wurde 1978 im nordrhein-westfälischen Moers geboren. Bevor sie in Düsseldorf und Madrid literarisches Übersetzen studierte, hat sie an einer Zirkusschule in Toulouse eine Ausbildung zur Artistin gemacht. Seit 2004 arbeitet Sonja Finck freiberuflich als literarische Übersetzerin von Romanen und Theaterstücken aus dem Französischen, Englischen und Spanischen. Seit 2010 ist sie zudem als Gastdozentin für literarisches Übersetzen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf tätig.
Sie lebt in Berlin und im kanadischen Gatineau (Québec) und ist eine unermüdliche Vermittlerin zwischen Autorinnen und Lesern, zwischen den Kulturen und zwischen den Nuancen der französischen und deutschen Sprache. Derzeit arbeitet sie sowohl an Übersetzungen weiterer Werke von Annie Ernaux als auch an mehreren Romanen aus dem kanadischen Französisch – Kanada ist 2020 Gastland der Frankfurter Buchmesse. Für ihre Übersetzungen hat sie verschiedene Stipendien und Preise bekommen, unter anderem den deutschen Jugendliteraturpreis und den André-Gide-Preis der DVA-Stiftung.
Rezensionen
„Die Arbeit von Übersetzerinnen und Übersetzern ist ungemein wertvoll. Erst mit ihrer Hilfe können Kommunikation und Interaktion grenzüberschreitend gelingen. Die Sprache der anderen zu verstehen, ist eine wichtige Voraussetzung dafür, Verständnis für das andere, das Fremde zu wecken. Informationsvermittlung über Medien und Übersetzung von Sprachen haben vieles gemeinsam. Deshalb ist der Saarländische Rundfunk als Medienunternehmen nahe der Grenze zu Frankreich und Luxemburg mit seinen unterschiedlichen Sprachräumen gerne Mitstifter des Eugen-Helmlé-Übersetzerpreises“, so Professor Thomas Kleist, Intendant des Saarländischen Rundfunks.
Oswald Bubel, Vorstandsvorsitzender der Stiftung ME Saar: „Die besondere Beziehung zu unseren französischen Nachbarn und die kulturelle Verflechtung mit Frankreich sind ein Alleinstellungsmerkmal des Saarlandes, das uns wichtig ist. Auch aus diesem Grund ist die Stiftung gerne bereit, den Preis seit fünfzehn Jahren maßgeblich zu unterstützen."
Der Bürgermeister der Stadt Sulzbach, Michael Adam, betont: „Mit dem Eugen-Helmlé-Übersetzerpreis wird die besondere Beziehung zu unseren französischen Nachbarn und die kulturelle Verflechtung mit Frankreich deutlich. Ich bin stolz, dass mit der Beteiligung an dem Preis auch die Stadt Sulzbach daran mitwirkt, Brückenbauer zwischen Deutschland und Frankreich zu sein. Der neuen Preisträgerin Sonja Finck gratuliere ich ganz herzlich.“
Jurorinnen und bisherige Preisträger
Die Jurorinnen des Eugen-Helmlé-Übersetzerpreises 2019 waren die Berliner Journalistin Susanne von Schenck, die Literaturbeauftragte der Direction Régionale des Affaires Culturelles (DRAC) der Region Grand Est in Metz, Colette Gravier, und Tilla Fuchs, Literaturredakteurin (Saarländischer Rundfunk).
Die bisherigen Preisträger waren Tobias Scheffel (2005), Claude Riehl (2006), Andrea Spingler (2007), Nicole Bary (2008), Lis Künzli (2009), Olivier Le Lay (2010), Holger Fock und Sabine Müller (2011), Alain Lance und Renate Lance-Otterbein (2012), Jürgen Ritte (2013), Cécile Wajsbrot (2014), Hinrich Schmidt-Henkel (2015), Anne Weber (2016), Simon Werle (2017) und Olivier Mannoni (2018).
Die Verleihung findet statt am Montag, 9. September, 19.00 Uhr, in der AULA der Stadt Sulzbach. Im Rahmen der Preisverleihung werden Annie Ernaux und Sonja Finck aus Werken der berühmten französischen Autorin lesen.