Péter Nádas - Aufleuchtende Details (Foto: Buchverlag)

Péter Nádas in der Bücherlese am Mittwoch

  21.09.2017 | 09:04 Uhr

"Aufleuchtende Details. Memoiren eines Erzählers" - im Gespräch mit dem Autor vorgestellt von Tobias Wenzel in der "BücherLese" am Mittwoch, 27. September, um 19.15 Uhr auf SR 2 KulturRadio.

Péter Nádas gehört zu den großen Autoren unserer Zeit. Nunmehr ergänzt er sein gewaltiges Romanwerk durch seine Lebenserinnerungen, ein ebenso persönliches wie zeitgeschichtliches Dokument von durchschlagender erzählerischer Kraft. Während Nádas' Mutter am 14. Oktober 1942 in Budapest mit der Straßenbahn zur Entbindung fährt, liquidiert ein Einsatzkommando das Getto in Mizocz, Anne Frank zeichnet das Gewicht jedes Familienmitglieds auf, Jan Karski übermittelt in den Pyrenäen der polnischen Exilregierung Nachrichten des Widerstands, und Viktor Klemperer erhält in Dresden kein Brot. Jedes Ereignis, so Nádas, wirkt auf alle anderen Ereignisse ein – ob in der Politik oder der privaten Lebensgeschichte. Es sind jene Momente, die Geschichte fassbar machen und Erinnerung konstituieren – eben die „aufleuchtenden Details“. Deren weitgespannten Verflechtungen folgen Péter Nádas' Memoiren nicht chronologisch, sondern assoziativ, wie in seinen großen Romanen. Und durch jede einzelne Episode zieht sich die geheime Frage: Wie bin ich zu dem geworden, der ich bin, wenn jede persönliche Erinnerung, jede Prägung, untrennbar mit Geschichte verstrickt ist? Wenn jeder Moment des Lebens nur die Spitze eines Eisbergs ist? In die finsteren Tiefen des 20. Jahrhunderts wirft, so Nádas, auch die europäische Aufklärung kaum noch Licht. Und so erzählt dieses Buch nicht zuletzt davon, wie Identität unter schwierigen Bedingungen wächst, während sie sich permanent im Strom der Zeit zu verlieren droht.

Der Autor

Der ungarische Schriftsteller und Fotograf Péter Nádas wurde 1942 in Budapest geboren, er entstammt einer jüdisch-kommunistischen Familie. Seine Bücher beschäftigen sich hauptsächlich mit der Situation im kommunistischen Ungarn. Die Veröffentlichung seines ersten Romans „Ende eines Familienromans“ wurde in Ungarn über mehrere Jahre von der Zensur verhindert, bevor das Buch schließlich 1977 erschien. 1985 dann wurde der 1.300 Seiten umfassende Roman „Buch der Erinnerung“ veröffentlicht. Péter Nádas hatte seit 1973 an dem Buch gearbeitet. 2005 erschien der dreibändige Roman „Parallelgeschichten“, an dessen Entstehung Péter Nádas insgesamt 18 Jahre gearbeitet hatte, und der die Geschichte einer ungarischen und einer deutschen Familie anhand scheinbar zusammenhangloser Episoden durch das 20. Jahrhundert nachzeichnet.

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