Medienkunstpreis 2016 (Foto: B. Heitz/SR)

SR-Medienkunstpreis 2016 geht an den Lothringer François Martig

  30.09.2016 | 15:49 Uhr

Der renommierte Medienkunstpreis des Saarländischen Rundfunks 2016 (SR-Medienkunstpreis) geht an François Martig. Damit erhält erstmals in der Geschichte des Preises ein lothringischer Künstler diese Auszeichnung.

Die Jury würdigt die hohe künstlerische Qualität von Martigs Werken und ist beeindruckt von der politischen Dimension seiner Arbeiten und der inhaltlich-konzeptionellen Tiefe. Als Beispiel sei hier die Arbeit „Zone Rouge“ genannt, ein Projekt über die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs in Verdun und die ökologischen Nachwirkungen, die heute noch in der Landschaft präsent sind. Martigs multimediale Installation „Zone Rouge“ macht für den Betrachter die Dimension der Kontamination auf eindrückliche Weise anschaulich. Das Projekt soll 2017 mit sechs internationalen Künstlern fortgeführt werden, die Klangkompositionen realisieren, welche direkt vor Ort auf den ehemaligen Schlachtfeldern von Verdun zu hören sein werden. Auch weil die künstlerische Praxis von François Martig sich durch den Einsatz unterschiedlichster Medien auszeichnet, erfüllt der lothringische Künstler in hohem Maße die Kriterien des SR-Medienkunstpreises.

Neue Jury im Amt

Seit 2015 gibt es für den SR-Medienkunstpreis eine neue Jury, die sich zusammensetzt aus Dr. Ricarda Wackers (Programmchefin von SR 2 KulturRadio), Sabine Janowitz (SR Fernsehen) und -als externe, dritte Jurorin- Sabine Himmelsbach, die Direktorin des Hauses der elektronischen Künste (HeK) Basel.

„Mit der Auszeichnung will der Saarländische Rundfunk auf die Bedeutung der audiovisuellen Medien in Kunst und Gesellschaft hinweisen und Medienkünstler und Vermittler von Medienkunst fördern und sie in ihrer Arbeit bestärken“, sagte der Intendant des Saarländischen Rundfunks, Professor Thomas Kleist.

Initiiert wurde der Preis im Jahr 1999 durch Frank Johannsen (damaliger Programmchef von SR 2 KulturRadio) und Rainer Petto (SR Fernsehen). Gemeinsam mit dem Bremer Kunstkritiker Rainer B. Schossig bildeten sie bis 2015 die Jury.

Unter den Preisträgern der vergangenen 16 Jahre befinden sich unter anderem die saarländische Performance-Gruppe "Die Redner" (2007), die Komponistin, Klangkünstlerin und langjährige Professorin an der Hochschule der Bildenden Künste Saar Christina Kubisch (2009) und das grenzüberschreitende Luxemburger Videokunst-Projekt "D´Konschtkëscht" (2011).

Der Preis wird in der Regel alle zwei Jahre verliehen und ist mit 4.000 Euro dotiert. Die Verleihung des diesjährigen SR-Medienkunstpreises an François Martig findet am Donnerstag, 1. Dezember, 18.00 Uhr, in der Stadtgalerie Saarbrücken statt.

Kurzbiografie des Preisträgers 2016 François Martig

François Martig, geboren 1978, lebt und arbeitet in Frankreich und Belgien. Ausstellungen unter anderem in Luxemburg, im „Frac Lorraine“ und „Frac Alsace“ und im Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Straßburg. Von Oktober 2011 bis September 2012 war er als Stipendiat des Département Moselle im Künstlerhaus Bethanien in Berlin zu Gast. Martig arbeitet mit unterschiedlichen Medien, vor allem aber mit Klang (Klanginstallationen, Soundperformances, Radiodokumentationen) und mit Fotografie. Seit 2005 untersucht er in seinem Langzeitprojekt „Robinsonhotel“ Landschaften. Für ihn sind sie sich stetig verändernde Räume mit sozialen, ökonomischen und politischen Dimensionen. Seine Beschäftigung mit der Geschichte ehemaliger Hauptschauplätze des Ersten Weltkriegs in Nord- und Ostfrankreich führte zu dem Projekt „Zone Rouge“. Gemeinsam mit der freien Kuratorin Emilie Roi entwickelt Martig seit 2012 ein Sound- und Vermittlungsprojekt auf den einstigen Schlachtfeldern von Verdun.

Kurzbiografie der Jurorin Sabine Himmelsbach

Seit März 2012 ist Sabine Himmelsbach Direktorin des HeK (Haus der elektronischen Künste Basel). Die Kunsthistorikerin übernahm 1999 nach Tätigkeiten bei Galerien in München und Wien sowie beim Steirischen Herbst Festival in Graz die Ausstellungsleitung am ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. Von 2005–2011 leitete sie das Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg und kuratierte 2011 im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Tallinn „gateways. Kunst und vernetzte Kultur“ für das Kumu Kunstmuseum in Tallinn, Estland. Zu ihren Ausstellungsprojekten am HeK in Basel gehören „Sensing Place. Zur Mediatisierung des urbanen Raums“ (2012), „Semiconductor: Let There Be Light“ (2013), „Perspectives on Imaginary Futures“ (2014), „Ryoji Ikeda“ (2014), „Poetics and Politics of Data“ (2015) und „Rafael Lozano-Hemmer: Preabsence“ (2016).

Weitere Informationen zum SR-Medienkunstpreis unter www.sr.de/medienkunstpreis.

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