Martin Graff (Foto: Morstadt Verlag)

Martin Graff: Der lutherische Urknall

Die Franzosen und die Deutschen

  24.05.2016 | 09:07 Uhr

Der elsässische Schriftsteller Martin Graff hat seine erste Liebe wiederentdeckt: Theologie als Befreiungsakt gegen Fanatismus jeglicher Art. Der Filmemacher und Journalist holt weit aus, um die deutsch-französischen Beziehungen zu beleuchten. Zu hören am Dienstag, 31. Mai, um 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio.

Luther ist an allem schuld, so seine These. Die Franzosen hätten den lutherischen Urknall verpasst und litten bis heute unter diesem Trauma. Luther, der das Machtmonopol des Vatikans gesprengt hat, habe so die Demokratie ermöglicht. Die Franzosen haben zwar eine Revolution gemacht – die die Deutschen wegen schlechter Witterung verfehlt haben (Tucholsky) –, aber sie sind katholisch geblieben, auch wenn sie Tag und Nacht von Laizismus sprechen.

Krise in Griechenland bietet neue Möglichkeiten

Der Rebell Napoleon hat sich bekanntlich ein paar Jahre später vom Papst zum Kaiser krönen lassen. So sei Frankreich trotz bürgerlicher Revolution und gesetzlich verordneter Trennung von Staat und Kirche im Grunde katholisch-monarchisch geblieben. Graff analysiert die heutige Situation und begleitet Merkel und Hollande auf der Weltbühne in Hinblick auf das Lutherjahr 2017. Die Krise in Griechenland – protestantischer Norden gegen katholisch-orthodoxen Süden – gibt Graff neue Möglichkeiten, seine These zu entwickeln. Das Essay spart nicht mit Überraschungen. Jean Jaurès, Gründer der sozialistischen Partei Frankreichs, hat seine Doktorarbeit über Luther geschrieben. Noch überraschender: Pasolini hat "Lutherbriefe" verfasst.

Martin Graffs "Der lutherische Urknall – Die Franzosen und die Deutschen" steht im Mittelpunkt der Sendung "Literatur im Gespräch" am Dienstag, 31. Mai, 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio.

Der Autor

Der 1944 im elsässischen Münster geborene Martin Graff ist mehrfacher Preisträger des deutsch-französischen Journalistenpreises und wurde mit dem deutschen Wirtschaftsfilmpreis ausgezeichnet.

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