"Literatur im Gespräch": Christoph Heins "Glückskind mit Vater"
Christoph Heins "Glückskind" versucht aus dem Schatten des Vaters herauszutreten. Er nimmt einen anderen Namen an, will in Marseille Fremdenlegionär werden, reist kurz nach dem Mauerbau wieder in die DDR ein, darf dort kein Abitur machen, schafft es aber bis zum Rektor einer Oberschule. Mehr zu Heins Roman gibt es am Dienstag, 26. April, um 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio.
Was verdankt ein von der Mutter „Glückskind“ genannter Sohn dem Vater? Der ist in dem neuen Roman eine unausweichliche Antriebskraft. Jedoch in einem alles andere als positiven Sinn: Der Sohn, in der entstehenden DDR lebend, muss seit seiner Geburt im Jahr 1945 vor dem kriegsverbrecherischen toten Vater sein ganzes Dasein im Fluchtmodus zubringen: psychisch, physisch, beruflich, geographisch, in Liebesdingen. Es gibt zahlreiche Versuche, aus dem Schatten des Vaters herauszutreten: Er nimmt einen anderen Namen an, will in Marseille Fremdenlegionär werden, reist kurz nach dem Mauerbau wieder in die DDR ein, darf dort kein Abitur machen, bringt es gleichwohl, glückliche Umstände ausnutzend – Glückskind eben –, in den späten DDR-Jahren bis zum Rektor einer Oberschule – fast. Am Ende erkennt er: Eine Emanzipation von der allgemeinen und der persönlichen Geschichte ist zum Scheitern verurteilt.
Christoph Heins „Glückskind mit Vater“ in „Literatur im Gespräch“ am Dienstag, 26. April, 20.04 Uhr, auf SR 2 KulturRadio, Lesung und Gespräch, Gesprächspartner ist Ralph Schock. Die Sendung ist ein Mittschnitt der Veranstaltung von Anfang April diesen Jahres im Berliner Ensemble.
Der Autor
Christoph Hein wurde am 8. April 1944 in Heinzendorf/Schlesien geboren. Nach Kriegsende zog die Familie nach Bad Düben bei Leipzig, wo Hein aufwuchs. Ab 1967 studierte er an der Universität Leipzig Philosophie und Logik und schloss sein Studium 1971 an der Humboldt Universität Berlin ab. Von 1974 bis 1979 arbeitete Hein als Hausautor an der Volksbühne Berlin. Der Durchbruch gelang ihm 1982/83 mit seiner Novelle „Der fremde Freund / Drachenblut“. Hein wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Uwe-Johnson-Preis und Stefan-Heym-Preis.