Fortsetzung folgt...: "Selim oder Die Gabe der Rede"
Am Sonntag, 24. April, ab 14.04 Uhr gibt es den ersten Teil von "Selim oder Die Gabe der Rede" von Sten Nadolny, eine Art Emotionsgeschichte der deutschen Studentenbewegung der Jahre zwischen 1965 und 1989. Jeden Teil gibt's hinterher auch für knapp 24 Stunden in der SR-Mediathek.
„Berlin war für alle noch weit, aber einiges hatten sie doch gemeinsam: sie waren zwischen siebzehn und zweiundzwanzig; niemand von ihnen neigte dazu, Kompromisse zu machen; sie versuchten sich Tag für Tag in der deutschen Sprache zu vervollkommnen, um nicht durch Stummheit Chancen zu verpassen. Und alle wollten erst nach großen Erfolgen dorthin zurück, wo sie hergekommen waren. Vorher auf keinen Fall.“
Während die großen Erfolge auf sich warten lassen, entsteht vor dem Auge des Lesers das vielschichtige Bild einer Generation: Die Zeit von Studentenbewegung und APO, Ölkrise und Terrorismus erleben wir mit Alexander bei der Bundeswehr, Selim als Werftarbeiter, Matrose und Ringer, Gisela beim Film und Geneviève im Kloster. Die Geschichte der Bundesrepublik, zusammengesetzt aus den Facetten einzelner (Lebens-)Geschichten.
Eine Chronik des Scheiterns
Der Roman „Selim oder Die Gabe der Rede“ erzählt in raffinierter Schnitt- und Montagetechnik das Leben von fünf Menschen zwischen 1965 und 1989. Der Roman ist eine Art Emotionsgeschichte der Studentenbewegung, eine Chronik des Scheiterns von Ideen und Hoffnungen, gleichzeitig eine Geschichte des Erzählens.
„Selim oder Die Gabe der Rede“ von Sten Nadolny ab Sonntag in „Fortsetzung folgt …“ auf SR 2 KulturRadio, in 44 Folgen gelesen vom Autor selbst. „Fortsetzung folgt …“ ist täglich auf SR 2 KulturRadio zu hören, montags bis freitags ab 14.05 Uhr, samstags und sonntags schon ab 14.04 Uhr.
Der Autor
Sten Nadolny wurde am 29. Juli 1942 in Zehdenick an der Havel geboren und wuchs in Oberbayern auf. Studium der Geschichte in Göttingen, Tübingen und Berlin. Promotion, danach Tätigkeit als Geschichtslehrer und Aufnahmeleiter beim Film. 1990 Gastdozent für Poetik der Gegenwartsliteratur an der Universität München. Sein erster Roman, „Netzkarte“, erschien 1981. Sein größter Erfolg ist der Roman „Die Entdeckung der Langsamkeit“ (1993), für den er zahlreiche Preise und Auszeichnungen erhielt.
2012 veröffentlichte Nadolny den Roman „Weitlings Sommerfrische“, in dem er vor dem Hintergrund der Zeitreise eines pensionierten Richters zahlreiche Details der eigenen Biografie verarbeitete. Wie seine Hauptfigur Weitling lebt auch Nadolny in Berlin und am Chiemsee.