Vom 8.-10. November tagte die ordentliche Bundesversammlung des Deutschen Gehörlosen-Bundes in Leipzig. Zuvor waren zahlreiche Anträge und bis zuletzt Eilanträge aus den Landesverbänden gestellt worden. Das alles beherrschende Thema: Die Kulturtage in Friedrichshafen. Aber auch Wahlen standen an, gewählt wurde ein neues Präsidium.
Vom 8.-10. November tagte die ordentliche Bundesversammlung des Deutschen Gehörlosen-Bundes in Leipzig. Zuvor waren zahlreiche Anträge und bis zuletzt Eilanträge aus den Landesverbänden gestellt worden. Das alles beherrschende Thema: Die Kulturtage in Friedrichshafen. Aber auch Wahlen standen an, gewählt wurde ein neues Präsidium. Selten wurde zuletzt ein Thema so heftig diskutiert wie die diesjährigen Kulturtage. Dabei war die Euphorie nach sechsjähriger Pause groß. Die Hauptkritik: Die Veranstaltung war vielen zu digital. Anmeldung oder Programm gab es nicht mehr auf Papier. So blieb vor allem die ältere Generation aber auch die Taubblinden auf der Strecke. Es war ein junges Team, das zukunftsorientiert und modern geplant hat. Aber leider wurde die Seniorenvertretung des Deutschen Gehörlosen-Bundes nicht beteiligt. Sascha Nuhn vom Vorstand des Hessischen Verbands für Gehörlose und hörbehinderte Menschen hat deshalb auch gleich einen Antrag auf die Versammlung mitgebracht: „Wir müssen schauen, wie wir es in Zukunft besser machen können. Unser Antrag besagt, dass es eine Arbeitsgruppe geben soll, die von jung bis alt, also den Durchschnitt der Gesellschaft widerspiegelt und sich darüber austauscht“, sagt er. Elisabeth Kaufmann, Projektleiterin der Kulturtage, entschuldigte sich öffentlich und fügte an: "Ich möchte aber auch unbedingt darauf hinweisen, dass weder ich, die Projektleitung, noch das Koordinationsteam oder das Awareness-Team hier absichtlich so gehandelt haben. Unser Ziel war es, alles gut umzusetzen. Alles, was schiefgelaufen ist, soll im Nachhinein aufgearbeitet werden. Das ist ganz klar." Ebenfalls "schiefgelaufen" war die Verleihung des Kulturpreises. Gerhard Ehrenreich hatte ihn in Friedrichshafen als Anerkennung für sein Engagement in Uganda überreicht bekommen – doch es gab noch vor Ort Protest: Der Preis sollte nicht an ihn gehen, wurde gefordert. Der Grund? Gerhard Ehrenreich, der sich seit Jahrzehnten für Bildungsprojekte tauber Kinder in Uganda einsetzt, wurde des Neokolonialismus beschuldigt. Doch was löste diese Kritik aus? Es ging um das Foto, das bei der Preisverleihung gezeigt wurde. Darauf würde laut der Kritiker Gerhard Ehrenreich als weißer Mann auf ein BIPoC-Kind herabschauen, was ein Machtgefälle darstellt, und dies könnte mit der Kolonialherrschaft damals verglichen werden. Doch das Bild stammte aus einer Zeitung, war unbedacht ausgesucht worden von Dawei Ni – der sich dafür entschuldigte. Dass dann zwei Jurymitglieder zurückgetreten sind, irritierte den Geehrten – er empfand es als Kritik an seiner Person. Ehrenreich forderte eine Aussprache und Entschuldigung vom Deutschen Gehörlosen-Bund. Das ist geschehen "Ich habe ihm erklärt, warum es diese öffentliche Kritik auf der Bühne gab und dass die Rücktritte in der Jury nichts mit der Vergabe des Kulturpreises an ihn zu tun gehabt haben, sondern dass die Personen aufgrund interner Konflikte in der Kommission gegangen sind", berichtet Elisabeth Kaufmann. Ganz sind die verschiedenen Vorwürfe und Querelen aber noch nicht aus der Welt und auch einige Entschuldigungen stehen für den einen oder anderen noch aus. Noch etwas stand in der Kritik bei den Kulturtagen – das Awareness-Team. Das gab es zum ersten Mal bei den Kulturtagen. Die Idee dahinter: In der Gehörlosengemeinschaft gibt es Gruppen, die besondere Aufmerksamkeit bekommen sollten und die sich durch solch ein Team auf den Kulturtagen wohler fühlen können, auch um in schwierigen Situationen Schutz und Unterstützung zu bekommen. Andere Besucher aber hatten den Eindruck, dass das Awareness-Team belehrend war und sich als "Sitten-Polizei" aufgespielt und Grenzen überschritten hätte. Elisabeth Kaufmann zeigt sich verwundert über die Vorwürfe, doch sie versprach, alles genau anzusehen und zu klären. Klingt insgesamt nach viel Ärger in Friedrichshafen. Doch längst nicht alle Besucher waren dieser Meinung. Im Gegenteil: Manche waren auch begeistert – von der gewachsenen Vielfalt und Diversität. Das soll auch künftig bleiben und sich sogar noch etablieren: Es soll künftig Beauftragte für Senioren, die Jugend, queere Menschen, BIPoC und Taubblinde geben, die bei den Planungen der Kulturtage involviert sind. Damit jede Gruppe vertreten ist. Am Ende stand dann noch die Neuwahl des Präsidiums auf dem Programm der Versammlung. Einziger Kandidat für die Nachfolge von Helmut Vogel als Präsident war Ralph Raule. Auch wenn es im Vorfeld Kritik gab, dass wieder ein weißer älterer Mann den Vorsitz übernehmen soll, wurde er mit deutlicher Mehrheit in die Position gewählt. Auch die anderen Posten konnten besetzt werden – und es wurde die jüngste Mannschaft in der Geschichte des Gehörlosen-Bundes. Das Team ist sehr divers und vielfältig. Wird es ihnen gelingen, dem Zeitgeist entsprechend Veränderungen vorzunehmen? Schaffen sie es, für mehr Offenheit und weniger Diskriminierung zu sorgen, gegenseitige Toleranz und ein Verständnis füreinander zu fördern? Sehen statt Hören bleibt dran.Willkommen bei "Sehen statt Hören" - der einzigen Sendereihe in der deutschen Fernsehlandschaft, die im Bild sichtbar macht, was man sonst nur im Ton hört! Nicht im "Off", sondern im "On" werden hier die Inhalte präsentiert - mit den visuellen Mitteln des Fernsehens, Gebärdensprache und offenen Untertiteln. Zielpublikum sind vor allem die etwa 300.000 gehörlosen, spätertaubten oder hochgradig schwerhörigen Zuschauerinnen und Zuschauern in der Bundesrepublik, die ein solches Programm benötigen, das ihren Kommunikationsbedürfnissen entspricht und ihnen optimale Verständlichkeit ermöglicht, aber auch alle anderen, die sich von den Themen und der ungewöhnlichen Machart angesprochen fühlen. In wöchentlich 30 Minuten bringt das vom BR produzierte und in allen Dritten Programmen ausgestrahlte Magazin Informationen aus allen gesellschaftlichen Bereichen, von Arbeitswelt, Familie, Freizeit, Sport über Kunst, Kultur, Bildung, Geschichte bis hin zu politischen, sozialen, rechtlichen und behindertenspezifischen Themen.
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