Die Sudanes:innen lieben ihre Eisenbahn. Sie ist mit 4.000 Kilometern eine der längsten des Kontinents. Die ersten Schienen wurden 1875 gelegt, ein Meterspur-Erbe aus der Kolonialzeit. Manche Strecken sind im Sand versunken, auf anderen fährt nur ein Zug am Tag, weil viele Lokomotiven wegen des Embargos nicht mehr betriebsfähig sind. Doch die Bahn erlebt trotzdem eine Renaissance.
Der Sudan ist ein Eisenbahnland. Das über 4000 Kilometer lange Streckennetz, eines der längsten Afrikas, wurde vor über hundert Jahren von den Engländern während der Kolonialzeit angelegt, um den Nachschub im Kampf gegen die aufständischen Mahdisten zu sichern. Wenig hat sich seit dieser Zeit verändert. Im Gegenteil, viele Verbindungen auf denen Mitte des vorigen Jahrhunderts noch reger Betrieb herrschte, sind heute unbefahrbar, im Sand versunken oder vom Nil unterspült. Erst langsam kommt es zu einer Renaissance der Eisenbahn. Nachdem sich westliche Firmen wegen eines US-Embargos nicht trauen, im Land zu investieren, sind es wie in vielen Ländern Afrikas die Chinesen, die beim Aufbau einer dringend notwendigen Infrastruktur helfen. Dass die Volksrepublik dabei eine nicht uneigennützige Strategie verfolgt, ist den Menschen im Sudan egal, die endlich in modernen, klimatisierten Zügen von Khartum aus die zwei größten Regionalzentren erreichen können. Das „Eisenbahn-Romantik“-Team hat den Zug „Al Dschazira“, benannt nach einer Halbinsel im Nil, getestet und mit den Fahrgästen gesprochen. Auch das einst größte Eisenbahnbetriebswerk Afrikas in Atbara ist mit einem der neuen Triebwagen erreichbar. Dort offenbart sich allerdings die andere Seite der sudanesischen Bahn: Im Freigelände stehen hunderte betriebsunfähiger Diesel-Lokomotiven, vor allem aus USA und Europa. Der Chefingenieur erklärt die Problematik: „Der Grund dieser Misere ist das Embargo, das seit 1997 unser Land extrem negativ beeinflusst. Wir bekommen kaum Ersatzteile, um die Maschinen betriebsfähig zu halten. Wir haben auch 40 Lokomotiven aus Deutschland, davon sind gerade mal noch zehn im Einsatz.“ Dass im Sudan genügend technisches Knowhow vorhanden ist, um auch komplizierte Reparaturen und Wartungsarbeiten durchzuführen, zeigt der Film an anderer Stelle. Turnusmäßig alle fünf Jahre müssen die Radsätze der modernen Dieseltriebwagen gewechselt werden. Routiniert bauen die Mechaniker die neuen, aus China gelieferten Teile ein. Mit zwei Hallenkränen, einer davon dient schon seit 90 Jahren, setzen sie anschließend den Wagenkasten punktgenau auf die Drehgestelle. Nach fünf Wochen im Sudan macht das SWR Team zum Schluss des Films eine Reise der besonderen Art. Im letzten weißen Salonwagen geht es am Nil entlang Richtung ägyptische Grenze. Die Zuschauer erleben, wie luxuriöses Reisen in Afrika früher ausgesehen hat: Nur vier komfortable Schlafabteile pro Wagen, Badewannen, Butler und ein eigener Koch mit Küche. So würde man gerne von Khartum bis Kairo reisen. Doch längst ist es nur mehr ein Traum.
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