Frauen-Defizit bei deutschen Festivals

Frauen-Defizit bei deutschen Festivals

Sarah Brendel / Onlinefassung: Saskia Bommer  

Bald startet die Festival-Saison und für die meisten Musik-Festivals stehen auch schon die Line-Ups fest. Dabei fällt auf: Weibliche Acts sind häufig seltener vertreten als männliche. Besonders unter den Headlinern. Warum das so ist und wie Festival-Line-Ups durchmischter werden könnten, hat sich Sarah Brendel angeschaut.

Im letzten Jahr hat die deutsche Indie-Pop-Band "Blond" beim Highfield Festival als nur eine von drei FLINTA Acts gespielt, bei einem Line-Up von insgesamt 40 Bands. FLINTA ist ein Sammelbegriff, für Frauen, Lesben, Inter-, Nicht-Binäre-, Trans- und A-Gender Personen. Der Begriff wird oft benutzt, wenn deutlich gemacht werden soll: Hier geht es um benachteiligte Gruppen, die nicht männlich sind.

FLINTA Acts wird weniger zugetraut

Dass so wenige von ihnen bei Festivals spielen, geschweige denn als Headliner, hat verschiedene Gründe. Zum Beispiel wird ihnen weniger zugetraut, sagt Sängerin Esther Graf im Podcast "Mamor, Stein und Inéz spricht": "Ich glaube, dass viele Menschen denken könnten, dass eine Frau zum Beispiel ein Publikum nicht so animieren kann wie jetzt ein Typ oder die Masse jetzt nicht so im Griff haben kann."

Gravierendes Frauen-Defizit

Auch eine Studie der Gender-Forscherin Rike van Kleef zeigt: Es gibt ein gravierendes Frauen-Defizit unter den Headlinern der fünf größten deutschen Festivals. 2019 beispielsweise hatten nur etwa elf Prozent der Headliner-Bands einen Frauenanteil. Seitdem hat sich schon etwas getan.

Für das Problem sensibilisieren

Aber die Veranstalter und Booker der Festivals müssen noch mehr Verantwortung übernehmen sagt Rike van Kleef: "Ich glaube, häufig fällt das den Menschen, die in den Entscheidungspositionen sitzen, gar nicht auf oder sie sehen gar nicht, warum das ein Problem ist. Das allerwichtigste wäre eigentlich, die Menschen in diesen Positionen dafür zu sensibilisieren."

Diversität in Festival-Teams

Damit es mehr Perspektiven-Vielfalt bei den Entscheidungen gibt, müssten zum Beispiel auch die Teams, die Festivals kuratieren, diverser werden. Ein Mittel, um mehr Vielfalt zu erreichen, könnte eine Quote sein. Josi Miller, erfolgreiche Musik-Produzentin, DJ und Artist, sieht das Thema differenziert: "Es gibt viele Festivals, die sich das auf die Fahne schreiben. Ich finde gar nicht, dass das unbedingt der Key sein muss. Ich finde einfach das soll sich organisch entwickeln."

Ein Thema in der Sendung "Der Morgen" am 26.04.2024 auf SR 2 KulturRadio.

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