"Von Renminbi und Rubel“

Sendung: Freitag 17.05.2024 16:45 Uhr

Nr. 988

Nicht dass Sie denken, ich verfolgte die Debatten des saarländischen Landtags stets gespannt und voller Aufmerksamkeit. Ich gestehe: Dem ist nicht so. Zur Entschuldigung kann ich nichts weiter anführen, als dass ich bereits zu viele langweilige Tätigkeiten auf meiner To-do-Liste habe. Zum Beispiel das Erstellen einer solchen Liste. Dankenswerterweise aber berichtet unsere lokale Tageszeitung ja meist zuverlässig, wenn sich Bemerkenswertesin unseren Regierungshallen ereignet.

Den aktuellen Aufreger lieferte der ansonsten weniger aufregende CDU-Fraktionsvorsitzende Toscani. Anlässlich  des 75. Geburtstages unseres Grundgesetzes nannte er die Vertreter der AfD „Vaterlandsverräter“! Potzblitz noch eins! Um gleich noch ein zweites Geständnis anzuschließen: Ja, auch mich befällt zunächst mal ein freudiges Gefühl, wenn irgendwo die AfD irgendwas auf die Mütze bekommt. Und bitte: Ich denke dabei nicht an harte Gegenstände, sondern meine das rein metaphorisch. Und ich will hier auch nicht das arme Häuflein der drei AfD-Landtagsabgeordneten in Schutz nehmen. Aber ehrlich: Hier wird dem blauen Trio doch bei weitem zu viel Bedeutung verliehen. Was sollten die Herren denn schon verraten und wem? Vielleicht wie man sich parteiintern gegenseitig solange in die Pfanne haut, bis das Ergebnis nur noch für die Tonne taugt? Da haben die drei Unentwegten echte Expertise zu bieten.

Aber das hat Herr Toscani natürlich nicht gemeint. Er will ja, so sagt er, die AfD „mit überzeugenden Argumenten… besiegen“. Und die lauten bei ihm „Cash aus China, Rubel aus Russland.“ Verwirrend – soll da tatsächlich Bargeld aus China bei der saarländischen AfD angekommen sein? Und können nicht auch Rubel cash ausgezahlt werden? Gut, dem CDU-Vize wird wohl in dem Moment nicht präsent gewesen sein, dass die Chinesen mit Renminbi bezahlen. Merkt sich ja auch deutlich schlechter als Rubel, und ich kann ja hier auch nur klugscheißen, weil ich Zeit hatte, die chinesische Währung zu googeln.

Ist auch wurschd, die böse Beschimpfung haben die AfDler in den Augen von Herrn Toscani verdient wegen des chinesischen Spions in Herrn Krahs Büro und möglicher Empfängnisbereitschaft des Herrn Bystron für russische Erkenntlichkeiten. Aber dafür können Josef Dörr und seine Mitstreiter jetzt wirklich nur allenfalls am Rand was. Am rechten. Dörrs Verteidigung allerdings: „Es ist doch lächerlich, sich an einem einzigen Spion abzuarbeiten, der jetzt aufgefallen ist. Und die vielen Tausend, die noch rumlaufen und nicht auffallen, die vergisst man“ ist schon auch ein bisschen gruselig, oder? Soo viele Spione bei der AfD – das hätte ich mir nicht vorstellen können. Spaß! Bestimmt laufen da etliche auch bei den anderen Parteien rum.

Aber ernsthaft: Gerade in Zeiten, in denen es immer gewalttätiger in der Politik wird, sollte man als christlicher Demokrat doch ein bisschen überlegter mit seinem Sprachgebrauch umgehen. Fand auch die Debatten-Präsidentin Heib von der CDU und bezeichnete die Aussage ihres Parteifreundes als „grenzwertig“. Eine regelrechte Rüge aber gabs nicht dafür, weil es sich „nicht um eine persönliche Ansprache“ gehandelt habe.

Das wiederum versteht meine Nachbarin Barscheck gar nicht. Toscani hatte wörtlich gesagt: “Meine Herren der AfD… in meinen Augen sind Sie Vaterlandsverräter“. Wie es noch persönlicher geht, das sollte ihr mal einer verraten, sagt Barscheck. Mir bitte auch! Aber dafür gibt’s von unserem Treppenansatz weder Cash noch Rubel.

Ein Thema in der Sendung "Der Nachmittag" am 17.05.2024 und in "Der Morgen" am 18.05.2024 auf SR 2 KulturRadio.

 

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Brunners Welt

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Brunner hält für SR 2 die Augen offen. Und wenn er was nicht mitkriegen sollte, dann wird ihn Frau Barscheck, seine Nachbarin, schon mit der Nase drauf stoßen. Dann kann er sich nämlich seine Gedanken darüber machen, was wichtig ist und wo die Trends der Zeit zu spüren sind.